11649
2Ahn
3die röm. ksl. auch zu Hungarn und Böhaimb kgl. Mt. etc. ertzhertzoggen zu Osterreich etc. meinen allergnädigisten kaysern und herrn
4Allerunderthanigst gehorsambiste relation
5Deroselben hoffkriegs raths, waldtmaisters in Österreich under der Ennß und nach der Ottomannischen Porten abgeordtneten internuntii
6 Johann Rudolphen Schmidts zum Schwarzenhorn etc.
7Selbige internuntiatur und dern verrichtungh betreffendt etc.
- 112v -- 113r -
8Allerdurchleuchtigster grosmächtigster und unuberwindlichster römischer kayser auch zu Hungarn und Böhaim könig, ertzhertzog zu Österreich.
9Allergnädigster herr, herr. Mein
aufbruch.Nachdem ich wegen der von EKM
meiner wenigisten persohn nach der ottomannischen Porten gnadigst anvertraute internunciatur mit erheischenden nohtturfften mich
versehen und den würcklichen aufbruch in dem geleidt des allerhöchsten sambt meiner
comitiva biß in 50 persohnen
den anderten des monats Ianuarii 1649 dieß iahrs vorgenohmen
habe, bin ich noch selbigen tag zu Pruck und den
darauf folgenden zu hungarischen Altenburg
angelangt, alwoh ich mit herrn grafen Pauln Palffy
Conferenz mit hern graven Pauln
Palffy., welcher selbigen abent auch alda ankommen, zu
unterthänigister beförderung EKM und dero cron
Hungarn ersprießlicher dienste conferirt und darauff nacher Raab auffgebrochen. Daselbst hab ich gleichfalß - 113v -
mit herrn graven Philipp von
Manßfelt
Conferenz mit hern graven Philip von
Manßfelt. aller nohtturfft nach, insonderheit aber der in
seinen ahnbefohlenen gränitzen von den Türcken verübten streifferey und hostiliteten halber mich
underredt, welcher mir drey gefangene Türcken, dem
bassa zu Ofen
zu praesentirn mitgegeben, iungsten dan auch aldorth gleich bey der ersten audienz
beschehen.
10Den 6. dito hab ich von
Raab nacher Dottes meinen weeg genohmen und den 7. daß nachtlager inselbigem marckt gehabt. Dieser vestung
underhaubtman
Conferenz mit dem unterhaubtman
zu Dottes, deßen beschwärde wegen seiner
anvertrauten vestung ublen
zustandts und versehung. hat neben einreichung einer lista der inselbiger
rivier einkommenen neuen gravaminum wider die Türcken mir beweglich zu verstehen gegeben, waß
maßen selbiger viel importirender platz nit allein ohne proviandt und munition,
sondern auch an allen andern nohtturfften dergestalt schlecht versehen und an der
manschafts abkommen und geschwächet, daß - 114r -
solcher bey
leichtlich sich eraignendem feindtlichem anfall in eußerster gefahr sein und die
geringste belägerung oder bloquirung außzustehen nit vermögen würde, uber welches ob
man sich schon hiebevor zum öfftern beklagt und umb vorsehung gebetten hette, Der aga von Czanbeg empfangt mich
im Dotteser Waldt im nahmen des veziers von Ofen. seye doch biß dato nichts
erfolgt. Gott wolle verhüten, daß es nit
wie vor iahren mit Waitzen ergehen
mögte.
11Zu fortsetzung nun meiner raiß ist mir
den 8. Ianuarii im Dotteser
Waldt der agha von Czanbeg mit
fliegenden fahnen und ungefehr 100 pferdten begegnet, so mich biß nach Pitzkey convoiirt. Alda er mich zu abents in meinem logiament im nahmen des veziers von Ofen freundtlich empfangen und alßbalt befragt hat, waß
für leuth und persohnen ich mit habe? Ob auch ein resident mit sey? Auß des veziers
Befragt mich ob ein resident mit
sey.befelch begere er - 114v -
solches zu wißen, damit
er deßwegen vorahnschicken und eines und anders avisirn könte. Gegen dem aga wahre mein antwort Mein
antworth., daß die röm. ksl. Mt. mir eine
feine, wohl qualificirte persohn mitgegeben hette,
auf daß selbige in beeder großmächtigister
kaisern diensten undt geschloßenen fridens sachen sich wohl
unterrichten laßen, fleißig lehrnen und treulich dienen solle, auch wan sie zue
solchen wichtigen geschäfften sich tauglich machen werde, höchsternente ihre
Mt. auf mein ferneres gehorsambistes berichten
so dan dieselbe für einen ordinari residenten ahn
der ottomannischen Porthen allergnädigist
erklähren und confirmirn möchte. So viel ließe ich neben freundlichen gruß dem
vesier
durch den aga
vorahn zu entbieten. - 115r -
Zwey tag hernacher, den 10. dits Mein ankunfft nach Ofen., bin ich ein viertl meyl wegs von Ofen durch zwey chiausen im nahmen des veziers wiederumb empfangen, also einbeglaitet, in
die vorstatt logirt und balt hernach durch andere chiausen mit underschidtlichen victualien und
haußnohtturfften regalirt worden. Der halbe theil darvon hat auß des
veziers befelch dem vermeinten neuen residenten zu kommen sollen, dieweil ich aber für alle,
so mitraisen (wie billig), die gantze spesa führn und EKM allergnädigisten intention nach keinem residenten der zeit
publiciren dörffte, hab ich mit repetirung des vorigen die presenta völlig
angenohmen, ist auch also dabey verbliben.
12
Darauf
folgendts dem 12. dito der vezier zur publica audienza Erste
publica audienza beim vezir. mich
beruffen, auch vorhero befragen laßen, ob der vermainte - 115v -
neue resident nit
würcklich declarirt sey, er auch noch in divan, noch andern audienzien zu sitzen nit praetendirn könne. Uber dieses wurde verrers begehrt,
daß ich dem vezir auffs wenigist die persohn zaigen und kenen lehrnen solte, welches dan bey
fortgang der audienz mit absonderlichem recommendirn und besten officiis beschehen.
Sonst hat in dieser occasion der vezier
turckischem gebrauch nach sein gravitet und pracht ansehentlich erscheinen laßen. Im ubrigen ist
dahmahlß außer der gewöhnlichen complimenten und einhändigung der credenz schreiben,
auch wenig mitgebrachter praesenten nichts haubtsachliches tractirt (inmaßen auch
wegen menge der umbstehenden Türcken nicht gebräuchig), sondern alles auff ein
andere privat audienz verschoben worden.
13Bey welcher, alß ich pfingsttags den
14.
Erste privat audienz beim vezir.auf des - 116r -
vesirs
begehren erschinen und diser baldt nach erstern empfang
alle umbstehende, die meinigen so wohl alß die seinigen, außer deß dolmatschen Hussain Cziaus, abgeschafft, wir von
allerley sachen discurrirendt in
die zwo stundt lang beysamben verbliben, umb willen aber undter so langen gespräch
gemainiglich vast so vihl curios, alß wichtige reden mit einlauffen und für
übergehen, will ich mich geliebter kürze halber nit an reihne, sonder an dise
nothwendige halten unndt zur nachricht die substanz volgendermaßen beschreiben.
14Der
vesier
Der
vezir
bemühet sich meine werbung an
der Porten herauß zu fischen. , nachdem
meine unndt seine leüth wie gehört alle abgetretten, nahme mich bey der handt und
sagte: “Mein Rudolph beeg
”, dergleichen terminos gebrauchen in
vertreülicher conversation die Türckhen, “ihr - 116v -
raist
nach der ottomannischen Portten, allwo zwischen
beeden großmächtigisten kaysern
ihr 15 iahr lang gedient habt. Ihr
wisst unsern brauch unnd wie es bey unß zugehet, aber die Portten werdt ihr seithero zimblich verändert finden, zwahr anderst
kein veränderung, dann daß Ottomannische Reich,
ob es schon ein kindt von 6 iahren zu einen
kayßer hatt verbleibt dannoch bey seinen
vorigen kräfften. Alles wirdt aniezo regiert durch vornehme hoch vernünftige
ministros, daß nunn diße in allen perfect seyen unndt wißen, waß sie wißen solten,
sag ich selber von nain undt ist mir herzlich laydt, daß sie von disem gränizen die
beschaffenheit - 117r -
und die zwischen beeden kayßern geschloßene fridens tractaten nit
allerdings recht verstehen und diß orths übel informirt seindt. Ich will sie aber so
viel müglich informiren, zu welchem ende dann ihr mir auch entdeckhen müest euers
kayßers intention warumb, weßenthalb undt waß
für commission ihr habt, auch ob mann einen großen pottschaffter schicken werde,
damit ich eüch an der Porten beßer dienen und
meine mittl den friden zum besten vorschlagen unndt an die handt geben könte. Der
römische kayßer, auch herr graff Schlickh schreiben mir, ich werde alles von eüch
vernehmen, sagt mir, wie lang wehrt noch der friden? - 117v -
Mich dunckt von deß alten Murtesa bassa zeithen
anzuraithen bleiben übrig ohngefähr noch drey iahr, seith ihr willens den friden zu
prolongiren? Auff wie lang will ihn der kayßer
haben?” “Euer excellenz”, vermeldete ich zu dem
vesier
, “reden gahr recht an deme, daß an der
ottomannischen Portten ich veränderung und in
unsern fridenssachen übel informierte ministros finden werde. Ich habe mir nie
anderst eingebildet, vihl weniger daß mit abgang deß sultan
Ibrahims an dem ottomannischen regiment etwaß mangle, weise ministri
werden dasselbige reich, ob schon der iezige kayßer ein kindt, wohl - 118r -
zu guberniren
wißen, in deren hohes guberno hab ich mich nicht zu ingeriren, wohl aber in die ienige sachen so unsern
geschloßenen friden auch künfftige ruhe unnd wohlstandt der armen unterthanen
belangen. Euer excellenz wißen ohne zweifl sich zu
erinneren, waß dieselbe iüngsthinn römischen kayßer,
auch herrn graf Schlickhen, geschriben, auch weßen
sie sich gegen dem herrn Ulrici mündtlich erclärt
undt anerbotten, nemblichen wann die röm. ksl. Mt.
einen getreüen ministrum an die ottomannische Porten schicken werden, euer excellenz dem friden dermaßen befördern und
"
so
cooperiren wollen, daß - 118v -
er bestendig und langwürig
verbleiben solle. Nuhn hat mein allergnädigster kayser mit fridtsamen commissionen und
credenzschreiben an den neuen sultan Mehemet, so
wohl alß an deßen hochansehenliche ministros, mich nach denn ottomannischen
Porten abgefertigt (ohngeacht daß altem brauch
nach erwehnter ietziger sultan von seiner
antrettung ins reich nit parte geben) hab auch im befelch, den friden nicht allein
beßer zu stabilirn, sondern was es der Porthen auch beliebe, denselben zu
verlängeren. Im fall aber eur excellenz gethanes
anerbiethen und zusagen nit stadtfinden, und man sich wider verhoffen an der
Porthen widerwertig erzeigen wurde, könte ich
auch unsererseits nichts fridtsames - 119r -
verwißen, dan aller
orts gute disposition da sein müße, so wir anders in rechtem friden uben
wollen.”
15“Mein Rudolff beeg
”, sagte der
vizier, “darf ich keck glauben, daß es wahr sey waß ihr sagt?” “Kecklichen”, gab ich zur antwort,
“wan nur auch ich eur excellenz worthen recht
trauen darff.” “Glaubt mir”, repetirte der vezier,
“wan iedes in meinem gewalt stünde, hier, hier wolte ich den friden stabiliren,
ohne, daß ihr euch nach der Porten zu raisen
bemühen soltet. Aber es kan nit anders sein, nach Constantinopel wil ich euch befördern, die sach also recommendirn,
daß ihr dorten sehen und erfahrn werdet, waß ich vermag. Der
vezir befragt mich, ob ich presenten
nacher Constantinopel mitführe. Ihr
müest aber auch wißen, daß ahn der Porthen die
bloße worth ohne present nit viel gelten, ihr werdet ia etwaß mitbringen zum
verehren?” “Nicht viel”, wahre mein antwort, - 119v -
“dan durch
internuncios man nie
keine sonderliche presenta geschickt. Ich hab etwaß wenigs von galanterien mit mir, die wil ich
ahn gehörigen orthen außtheilen und man wirdt vor dießmahl mit deme für lieb nehmen
mußn.” “Ist nichts dafür den sultan?” meldet der
groß
vezier. “Etwaß wenigs”, sprache ich. Der vezir praeoccupirt, daß ihr kaiser noch ein kleines kindt. “Ihr werdet schon”,
continuirte der vezir, “ahn unsern kaiser, ein kindt von sechs iahren, uber solche kleine
kinder haltet der almächtige mehrers, alß offt uber die erwachsene hohe potentaten
sein göttliche handt. Ist nit Moyses, alß er noch ein kleines kindt, in einem
schäffl ertrincken sollen? Und den fluß abwerts gerunnen, wunderlich durch eines
königs
tochter von denen wellen errettet, heraußgezogen
und endtlich zur höchsten dignitet erhebt worden. Darumb solt ihr nit
gedencken, ob schon unser - 120r -
kaiser ein kindt, daß euch uber unnß hierauß
einiger vortheil entstehe.” In diesem hab ich dem vezier nicht weiter einreden, sonderen lieber von einer andern
materia etwaß hören wollen. Beederseits granitz gravamina betreffend.
Wie ich dan eben wegen der von Raab, Dottes und anderwertiger wider die Türckhen einkommenen
gravaminum und streifferey
beschwärden, weiln daß haubtwerck hierinn nicht hafftete, mich auch nit aufhalten
wollen, zumahln der vezier gegen mich außtrucklich
vermeldet, daß wir unß dießorts mit keinem fueg, sondern sie sich wider unnß vielmehr und alzeit zehen gegen
einmahl zu beschwären hetten. Er könte mir gantze catalogos nach einander zaigen,
iah underschidtliche gefangene persohnen alsobalten vor stellen, welche mir in daß
gesicht sagen werden, daß sie zu ihren straiffen und außfallen darumb benöhtigt
werden, weiln - 120v -
ihnen nit allein einige bezahlungen nit
erfolge, sondern auch die natürliche und unentberliche lebensmittel abgehen, welches
dan die ienig und grundtliche ursach ihrer excursionen. Und demnach wir in ein
anders gespräch gerahten, fiele unser discurs auff die Pohlacken. Discurs von denn Pollacken, Cosacken und Tartarn. Es erzehlte der
vezir große sachen von dem Tartar Han, wie dieser mit allem seinem volck ohne der
Türcken hülff gantz Pohln uberschwemmet, viel
tausent gefangen und nidergemacht. Stätt und schlößer eingenohmen, in Camenitz einen fürnehmen Cosacken
, welcher es mit dem
Tartarn
haltet,
eingesetzt. Denselben für einen könig aufgeworffen
habe. Alß ich in diesem widerpart
gehalten, denen rebellierenten Cosacken mehrers alß dem Tartaren die macht zuaignen wollen, ließe es der
vezir mir nit ahngehen, sondern affirmirte, alles waß in
Pöhln fürüber gangen wehre, seye mehrers
von - 121r -
denen Tartarn alß Cosäckhen beschehen, welcher handl noch nit
gestillet. Er habe zwar iüngst auß Constantinopl schreiben bekhommen von seinem correspondenten, dem
Sulficar aga, den ich wohl werde khennen,
continuierte sein discurs mit nachvolgenden
wortten, welche wohl zu beobachten:
16“Die Tartarn haben ohnlängst mir selbst auch sorgen machen und in Sibenbürgen einfallen wollen, wie sie dan gar nachent herbey khommen, hette ich dem Tartar Han (dem ich zu des Sultan Muraths zeitten viel gedient und ihne zum Tartar Han machen helffen) nicht zuegeschriben und zum zuruckh ziehen ermahnet, währe es gewiß selzam hergangen, dann wo dise üble leüth mit menge ihrer pferdt, die erdt einmahl betretten, alda thuet so leicht khein graß mehr wachsen.” Nach disem kham der vezier mit nachvolgender frag auf den Ragozy:
17
Discurs vom Ragozy. “Nun ist der Ragozy gestorben. Man sagt mir, hat man oben bey eüch deßen todt gern
gehört?” “Wir”, - 121v -
sagte ich, “habens wenig geachtet,
währe unnß auch nit viel daran gelegen.” “Warumb?”, replicirte der vizier, “Ihr
habt die gespannschafften widerumb bekhommen, wie ich höre, so ist iezt in
Caschaw der Vesseleni. Hat der iunge Ragozy
selbige örther gleich also übergehen laßen?” Darauf gab ich zur antwort: “Es seindt
diße örther dem verstorbenen Ragozy, eben wie vor
disem dem Bethlem Gabor und nie anderer gestalt
uberlaßen worden, alß das nach deren todt immediatamente solche dem römischen kayser widerumb sollen restituiert
werden, mässen sich dann der Ragozy
solenniter mit theurem schwur
undter seiner handtschrifft und pettschafft gegen der röm. ksl.
Mt. also verbundten.” “Es hat aber”, sprach der vizier, “der iunge
Ragozy dises für sich selbst nicht thuen khönnen. Iüngst ist deßen
bottschaffter mit praesenten alhier bey mir
gewesen, hielte an, daß die ottomannische Porten
ihne zum fürsten in Sibenbürgen confirmiren wolle. Ich hab ihn an die Porten gewisen daselbst sein sach anzubringen - 122r -
und zurichten. Er ist aber gar zu iung, so ist dessen
verhalten und erzaigen, noch die persohn nit darnach, daß man ihn solle zum fürsten
machen, khan auch dem landt nit vorstehen wie sichs gebührt, zu deme man erst
vernemmen mueß, ob daß landt ihne haben will oder nit?” “Wahr ist es”, hab ich
darauf vermeldt, “daß die sibenbürgische stände yeh und allemahl die freyheit gehabt
undter ihnen einen fürsten zu erwöhlen, wurde auch iezt das beste sein, wann man es
bey solcher freyen wahl verbleiben ließe.” Mit dem wahr unnser discurs von Sibenbürgen
beschloßen.
18
Der
vezier
fragt mich, wie es mit unserem
krieg stunde, insonderheit wegen Prag. Es
fragte darüber der vezier, wie es stundte mit
unnserem krieg und unnserem fried? Er hörte, das sich die Schweden der statt Prag ganz bemächtiget und nicht mehr herauß ziehen wollen.
Alß ich darauf geantworttet, es seye dem nicht also auch die statt Prag niemahlen in ihren händten gewesen, sondern vorhero,
ehe man fried geschloßen, dem feindt viel volckh darvor ge - 122v -
blieben. Darüber fienge der vezier an zu lachen, sprechendt, dem währe viel anderst auch
genuegsamb bewust, waß für große reichthumb die Schweden in Prag gefunden. “Das ist beschehen”, sagte ich, “auf der kleinen seithen, wo nur ein schloß, Prag aber ist niemahlen vom feindt eingenommen worden.
Meinen kopf wolle ich zu pfandt sezen, daß die sach nit anderst beschaffen, so halte
ich auch gänzlich darvor, daß die Schweden vermög des getroffenen friedens auch
schon von der kleinen seithen hinweckh gezogen seyen.”
19“Wie ist dan dieser fried gemacht?”, fragte der
vesier
. Ich gabe zur antwortt: “Niemandt hat darbey
verlohren, als die ienigen rebellen, welche die Schweden berueffen, dise ergeben
sich iezt ganz und gahr dem römischen kayser,
offeriren ihre kräfften und waß für macht sie haben, ganz zu der röm. ksl. Mt. diensten, verlangen auch nichts mehrers,
alß wider die ienigen, welche den römischen kayser
anfechten möchten zu streitten. Entgegen überlaßen ihre Mt. ihnen etwas von denen länderen, welche zuvor die rebellen
possedirt, - 123r -
dannenhero nun diese, welche uhrsacher deß
kriegs, aniezo den kürzeren ziehen müeßen.” “Ihr redet wohl”, sagte halb lachendt
der
vesier
, “aber ich bin nicht schuldig alles zu glauben,
villeicht glaubt ihr auch nit alles was ich euch sage.” Diser discurs endete sich
also mit einem höflichen gelächter.
20 Ich fragte so dann auch den vezier von ihrem krieg wider Venedig. Nach disem fienge ich an den vezier freundlich zu bitten, er wolle mir nit für übel haben, umb daß ich frage, wie es dan stehe mit ihrem krieg wider die Venediger, was man in Candia guets mache, ob es nit baldt zwischen der ottomannischen Porten und der Republica zum frieden gelangen möchte? Hierauf bekhame ich vom vezier zur antwort, es stundte mit ihrem krieg wider die Venediger gar wohl, die statt Candia seye ganz umbringt und belägert. An der Porten werde ich von khriegs schiffen große praeparatoria sehen, also daß in khurzer zeit sie, die Türkhen, die ganze insul zu überwältigen verhoffen, alß dann es villeicht einen frieden abgeben möchte.
- 123v -21 Die Ottomanner führen umb wenig und auf ein kurze zeit
nie kheinen krieg, sondern daß er lang wehren und ihr reich erweitteren müesse. “Ich
hör aber”, sprach ich, “das in Candia auf
ottomannischer seithen die sach nit so leicht, sonderen schwär hergehe. Der venetianische bottschaffter am ksl. hoff gibt für
gewiß auß, daß in der insul Candia das baursvolckh
die waffen ergriffen, sich zusamben gerottet und zwischen der statt Candia und Rettimo
an einem pass gelegt, denselben dermaßen verschanzt, daß die ienigen, welche
Candia belägert, mit denen andern Türckhen
nicht communiciren khönnen, desthalben dan der Hussain
bassa umb soccorso starckh angehalten.” Glaubt dises nicht, repetierte der
vezier: “Ich hab gar frische zeittung auß
Morea, daß die sach für unß gar wohl abgehe,
baldt werdt ihr darvon mehrers hören.” Sonst hab ich in diser materia im herauß
gehen heimblich vom Hussain cziaus
verstandten, daß die zeittung wegen der zusamben gerotten bauren in
Candia
- 124r -
gar wahr und dem vezier selbst auch also zukhommen seye.
22 Anderte privat audienz beim vezier. Den 14. dits, alß ich mich zum andertenmahl in privato ohne dollmatschen allein bey dem vezier befunden, hab ich auf nachvolgende weiß anfangen zu reden:
23
Summarische widerhollung der neulichen audienz. “Waß eur
excellenz iüngst mit villen umbständen in
fridens sachen mit mir gesprächt, und weßen sie mich vergewiset, werden sie ohne
zweifl noch in frischer gedächtnus haben, nun ligt mir, ob der röm. ksl. Mt. durch den Diezen von
unnseren gehabten discursen gehorsamist parte zu geben. Eur excellenz beliebe auch deßen, so sie mir zuegesagt und versprochen,
durch schreiben meinen allergnedigsten kayser selbst
zu versicheren, sye geruhen auch vorderist ihre hoche authoritet an der Porten so zu interponiren, damit etwa dorten daß ienige, welches
sie hier versprochen, nit geändert und was anderst auf die bahn gebracht werde. Mir
währe sehr lieb, wann eur excellenz cooperierten,
daß man mich zu Constan - 124v -
tinopl nicht lang aufhalten, sondern mit gueter expedition bald
widerumb abferttigen thätte.”
24“Mein Rudolph beeg ”, sagte der vizier, “wahr ist es, was ich vorhero gemeldt, daß an der Porten es andere köpf abgibt, die in den sachen nit informiert, der groß vezier, aber auch der muffti seind witzige leüth. Die alte valida, des iüngst umbgebrachten sultan Ibrahim muetter (für guet hielte ich wan dise mit etwas regaliert wurde), ein witzige fürstin, vermag viel, durch dise müeßen euere negotia gehen. Ich will euch an allen orthen so recommendiren, das hoffentlich alles wohl außschlagen solle, etwas hab ich zu advertiren, nit für guet halte ich, daß ihr so geschwindt auf die abferttigung solt krigen, ihr müest eüch bequemen zu deme, wie es sich etwa an der Porten schickhen möchte.”
25Belangendt, daß ich der
röm. ksl. Mt. schreiben solle, bin ich willens
meiner vornembsten officierer einen hinauf zu
schickhen. Fragte darüber: “Wo werden ihre - 125r -
ksl Mt. aniezo anzutreffen sein, waß khönte ich
ihnen schickhen, so angenehm währe?” “Ihr ksl. Mt.
werden in Wienn oder villeicht zu Prespurg sich befindten”, sagte ich, “waß deroselben
hingegen belieben möchte, khan ich nit wißen, wohl aber waiß ich, das bey ihnen, von
allen was ein großer potentat haben solle, die menge überflüßig verhanden.”
26 Ob die valida von ihres sohns vorhabender hinrichtung gewüst. Hierauf hatte ich gefragt, ob dan die valida (deren sohn man umbgebracht) sovil gelte, und ob sie zu ihres sohns todt geholffen? “Nein”, sagte der vizier, “geholffen hat sye nit, wohl aber darvon gewust, ob schon sye des sultan Ibrahims muetter wahre, stuende sye doch nit sonderlich in gnaden bey ihme, dan er sye einmahl schier selbst hingerichtet hette.”
27Von des sultan Ibrahims selzamen
humor, ublen governo und greulichen proceduren, die ich vor dißem an ihme
observiert, ist zwischen unnß viel geredt worden, weillen aber an disem wenig
gelegen, thue ich dar - 125v -
von auch nit weitere
meldung.
28 Wegen herrn grafen von Mannsfeldt und anstellende gräniz commission. Wegen des herrn graffen von Mannsfeldt khame der vezier zureden und sagte, ich habe mit ihme ein zusambenkhunfft anstellen wollen, der mainung, wann die gränizer beederseiths solche vertreulichkeit sehen, sye alß dann desto mehrers in cervello stehen und ihr straiffen underlaßen wurden. Aber der herr graff von Mannsfeldt (wie man mich berichtet) khan die Ungarn nit wie ich meinen unterhabende gräniz Türckhen straffen, er hat khein so großes commando alß ich, und daß ist übel. Ich antworttete darauff, betreffendt solliche zusambenkhunfft, seye zu Wienn davon geredt, aber wegen meiner abraiß diser zeit für unnothwendig gehalten worden, wills Gott aber zu meiner glickhlichen widerkhunfft, wann alles an der Porten wohl aggiustiert und verricht, khönte beßer denen gräniz unordnungen abgeholffen unnd etwa desthalb zu beederseits ein conferenz angestelt werden, also ist es verbliben.
- 126r -29 Lezte publica audienza beym vezier. Deßennach bin ich den 19. dits zum lezten mahl zur publica audienza berueffen und durch viel cziausen und ianitscharen, wie gebräuchig, in offentlichen divan beglaittet worden.
30Alda hat der vezier sein vorig friedtliebendes anerbietten (hoffendt, das in deme unser seiths auch nichts ermanglen werde) khürzlich widerhalt undter meinen leüthen zehen cafftan Zehen cafftan under die meinige außgethailt., sambt einem stuckh tuech außtheillen, und einen capuggi bassa (eben disen Hassan aga , so aniezo von der Porten an eur Mt. internuntius) für einen commissarium, welcher mich nach der Porten beglaiten solle, mir vorstellen laßen. Warüber ich mich wegen der empfangenen cortesien und guetthaben höchlich bedanckht und also vom vezier freündtlich meinen abschiedt genommen.
31
Der
vezier
laß mich befragen, ob man
seinen
capuggi bassa
, den er zu EKM zuschicken vorhabens, bey dero selben vorlaßen werde.
So baldt ich widerumb in meinem loßament angelangt, khamen geschwindt nacheinander dahin, der damahls
iüngst alhie zu Wienn geweste
cziaus
und der dollmatsch Hussain cziaus
, beede mit
vleiß von dem
vezier
geschickht, umb dextramente zu penetriren, ob man oben in Wienn den
capuggi bassa
,
welchen der
vizier
- 126v -
mit regalien an ihr ksl.
Mt. abfertigen wolle, zur audienz admittiren und vorlaßen werde oder
nit? Der erste
cziaus
khame etwas höfflich hervor, gabe mir zu verstehen,
der
vezier
hette ihn (weillen er öffters oben gewesen und umb
unnsere bräuch wiße) destwegen gefragt. Er,
cziaus
, aber habe es
in zweifl gesezt und gemeldt, daß man einen, der nicht immediate vom türckhischen kayser geschickht seye, bey der röm. ksl. Mt. schwärlich vorkhommen laße. Der Hussain cziaus
aber fielle gröber darein, sagendt, wann der
vezier
wißen solte, daß man seinen
capuggi
bassa
oben beym kayser nit
persöhnlich fürließe, er gewiß kheinen hinauf senden wurde. Vorhero begehre der
vezier
von mir einen gründtlichen bericht. Diser wahre,
der vezier möge schiken oder nit. Sonsten seye nit
bräuchlich, daß ein abgeordneter vom vizier gleich
also vor den römischen kayser khomme, ich wiße mich
zu erinneren, als ihr ksl. Mt. auf leztem ungarischen landtag zu Prespurg wahren und damahlen auch dahin khame, mit
einem capuggi bassa, der
Alii cziaus
, welche fürgeben, sye hetten schreiben vom
türckhischen kayser, - 127r -
seyen sye zwar vorkhommen, aber die unwahrheit, daß
vom sultan kheines, sondern
nur vom Murtesa bassa
schreiben verhanden gewesen,
habe man empfundten.
32Wann der Murtesa zum andertenmahl geschickt hette, währe es nit mehr also angangen. Es schikhe sich beßer man procedire mit offenem herzen und erzaige den großmächtigisten kayßern den gebührenden respect, werde der vezier seinem capuggi anbefehlen, daß er oben an gehörigen orthen offenherzig procedire, und mit ehrentbiettigkeit umb audienz bey ihrer ksl. Mt. anhalten solle, zweifle mir nicht, daß man ihne vorlaßen und gnädigist anhören werde, sonderlich, weillen von dem herrn vezier ich sovil gueths hinauf schreibe, anderer gestalt die röm. ksl. Mt. so wenig alß der türckhische kayser ihro nicht vorschreiben laßen, wie sye sich gegen einem oder anderen verhalten sollen.
33
Der Diez wird von mir auß
Ofen zuruckh, mit bißhero beschehener
verrichtung geschickt. Welches alles EKM
ietztbeschribenermaßen ich durch dero hoffcammerdiener, Iohann
- 127v -
Dietzen, unterm dato des 21. Ianuari unndt thails durch den richter von
Alt Offen, den 17.
eiusdem underthenigist schrifftlich berichtet und darauf von Ofen mein rayß continuiret Mein abraiß
von Ofen., umb willen aber khurz zuvor
die Thonau zu Schancurteran und umbligenen orthen
dergestalten sich ergoßen Umbweg wegen außgegoßener Thonau., das ganze han und palanckhen im waßer und eyß gestandten, also die ordinari straß nit zu
raisen geweßen, hab ich auf etlich tag einen ungewohnlichen umbweg nemmen müessen
und darbey sehr schlechte quartier angetroffen, dan ich sambt allen den meinigen
undterschiedliche mahl undter die erde einlosiert wurde.
34
Mein ankhunfft nach Griechisch Weissenburg und statlicher empfang
von selbigem
caimecam
.
Den
ersten Februar wahre ich zu Griechisch
Weißenburg ankhommen, daselbst mich der
caymecam
, des
internuntii Hassan aga
brueder, neben einer anzahl ianitscharen gleich am ufer
der Sava sehr stattlich und freündtlich empfangen
und durch die statt (alda zu beeden seithen die
soldatesca von etlich und zwanzig fliegenden fahnen in gueter ordnung mit allerhandt
schönen türckhischen rüstungen gezierter gestandten) biß in mein zugerich - 128r -
tes losament auffs zierlichst außgebuzten pferdten
beglaittet.
35Dißen caimecam hab ich zway mahl zu mir geladen, welcher daß lezte mahl so redlich beschaidt gethan, das, als er zu abendts an der einen seithen auf das pferdt steigen wollen, auf der anderen widerumb hinundter gesunckhen, derowegen ich ihne in meiner carozza habe müeßen laßen heimbführen.
36 Denen Türcken explicierte ich auß einem von ihnen selbst herfürgebrachten buech, den terminum semel pro semper. Bey wehrender mahlzeit khame es under andern discursen auf die capitulationen und geschloßene fridenstractaten, erwehnter caimeccam ließe ein türckhisches buech herfürbringen, warauß ich selbst gelesen und sonderlich den terminum semel pro semper explicirt, darob sich die Türckhen verwundert und es kheiner widersprechen khönnen, dises buech hat endtlich ein alter Türckh, so mit beygeseßen, vertuscht.
37
Von wannen auß und durch was gelegenheit EKM ich zugeschriben habe. Von disem orth auß hab ich sub
dato den 5. Februari hiervon EKM, wie nit weniger auß Sophia,
Tartarbasur, Philipopoli, Adrianopl unnd
Constantinopl, theils durch die geheimbe
correspondenz, - 128v -
theils durch abraißende türckhische
corrieri, theils über Ragusa und Venedig, theils durch Moldau und Sibenbürgen aller
underthenigst die damahls spargierte zeittungen avisiert, weilen aber der status und die
coniuncturen sich inzwischen verändert, halte ich ein überfluß zu sein deren inhalt
dieß orths zu widerhollen, insonderheit weiln dise angezogene schreiben alle, sovil
mir wißendt, zu recht eingelifert worden seindt.
38 Continuation meiner raiß und glickhliche passierung über den fluß Marava. Von Griechisch Weißenburg sezte ich meinen weeg den 6. dits weiters forth und passierte den 10. damahls zugefrornen fluß Murava, ob schon mit höchster gefahr, iedoch (Gott seye lob) glickhlich und nicht ohne sonderbare unnsere aller verwunderung, dan theils orthen das eyß, warüber menschen, viech und geladene wägen in so großer anzahl gehen müeßen, khaum zwey oder drey finger dickh gewesen.
39
Ich mueste wegen dieffen schnee still ligen. Den 12. khame ich auf Nissa, alda ich wegen eingefallenen dieffen schneewetter zween tag lang
still ligen müeßen, biß daß durch die bauren der weeg in etwas gebahnt wurde.
Warauff ich den 18.
Sophia erraicht, - 129r -
Wie mich die Türcken aller orthen empfangen. und daselbst
von dem
caimeccam
und Messelin Achmet aga
, so hiebevor mit
dem herrn Istenzki zu Regenspurg gewesen, ein viertl meil vor der statt freündtlich empfangen und biß in mein quartier geführt worden,
wie dan gleichfahls in allen anderen stätten und pallanckhen von Ofen
auß biß nacher Constantinopl, iederzeit die darinn
gelegene besazung entweder zu pferdt oder zu fueß, mit fliegenden fahnen mir ein
veldtwegs entgegen khommen unnd so weit für dasselbige orth oder biß zum logiament mich beglaittet
hat.
40 Ankhunfft nach Sophia. Zu besagten Sophia raisete ich den 22. hinwegg unnd langte den lezten Februarius wegen aller orths sehr angeloffenen schneewaßers, mit gröster müheseeligkeit zu Harmanli an, allwo ich ernenter ursach willen still ligen müeßen, biß das waßer in etwas sich gesezt hatte.
41
Nach Adrianopl.
Darauf ich den 3. Martii
zu Adrianopl von etlichen vornemmen Türckhen
ein vierthl meil wegs vor der statt wohl
empfangen und abermahlen stattlich einbeglaitet worden.
Den 4. allda still
gelegen, weillen dan gleich zu meiner ankhunfft auch der ambasciator von Ragusa
, so der Porten
den iährlichen tribut abgelegt, - 129v -
in zuruckhraißen
daselbst angelangt, alß hat er mich nit allein alßbaldt durch die seinigen hofflich
empfangen, sondern des tags hernach selbst in meinem losament besuecht, deme ich durch die meinige
widerumben hingegen visitiren und per Via di Venetia an EKM etc. mein allerunderthenigistes schreiben recommendiren
laßen.
42
Durch den Panioto ließe ich dem
groß
vezier
mein hinzunahen nacher Constantinopl andeüten. Ich schickhte von dannen voran den
Ioann Grillo (welcher khurz vor meiner abraiß
wegen greiffenklauischer interessierung alhero nacher Wienn khommen) und schribe dem
dragoman Paniotti, er
wolle dem vizier, neben freündlicher salutation,
mein alberait würckhliches zunahen andeütten, mir alß einem alten gueten freündt, in
bedenckhen, daß ich so lange iahr meine residenz allezeit am meer vollbracht und
disen luft meiner gesundheit sehr dienstlich befundten, für mich und meine comitiva widerumb der endten ein
bequemes losament
außwürckhen, volgendts aber umb daß ich mich mit ihme in gewißen sachen etwas
umbständtlichers unterreden thatte, Der Paniot bringt für mich beym
großvezier
, ein
schön und lustiges losament am
meer zuwegen. ein par tagraiß von Constantinopl entgegen khommen, welches dann alles beschehen und
bemelter
dragoman
, nit allein nach meinem begehren alsobalden ein
schönes quartier erlangt, sondern wegen gueter zeittung, - 130r -
meines nunmehr glickhlichen ankhommens nebn gedachtem Grillo, vom vizier, ieder ein cafftan erhalten.
43In zwischen khame ich den 10. auf
Silivrea und den 11. auf Ponte Grande, Der Paniot kombt mir sambt denen
sprachknaben
entgegen. allwo
undterwegs mir besagte zween Paniotto und Grillo sambt dern
sprachknaben
entgegen khommen. Den
dragoman
ließe
ich mit meinem von Ofen zugegebenen commissario gewißer verrichtung halber des tags hernach
widerumb zuruckh reitten, und ich gelangte den 12.
auf Ponte Piccolo, da wahre mir den 13. und 14. stillzuligen
verwilliget und zum einritt der 15. bestimmet.
Statlich und ansehenlicher empfang zu
Constantinopl.
Inmaßen ich dan disen tag ungefähr ein stundt von der statt eben von obgedachtem meinem commissario, so von Ponte Grande
(wie vermeldt) voran geritten, neben etlichen vornemmen andern Türckhen und alten
gueten freündten höfflich empfangen, und auf einem wohlgezierten ksl. pferdt in
beglaittung 60 oder mehr cziausen
mit gueter ordnung, biß in mein am meer ligendes loßament zu Pallata außer der statt
ansehenlich introducirt worden, welches mir dan zu absonderlichem wohlgefallen
beschehen, aldieweillen die andern pottschaffter aigentlich im Han
- 130v -
und anderwerths niemahlen logiert werden.
44 Alle christliche repraesentanten an der Porten haben mich auf daß freündlichist empfangen. Alle christliche repraesentanten und anweßende pottschaffter haben mich durch ihre secretarios höfflich complementiren, der holländische resident zwar ein halbe meil wegs vor der statt begegnen, der venetianische bailo gleich zu meiner ankhunfft in dem losament, der franzößisch und engelländische ambasciator aber des tags hernach, nechst allerseiths gueten offerten und erfreuung niemer glückhlichen ankhunfft mich freündlich begrüeßen, welches ebenmeßig der sibenbürgische resident in proria persona gethan denen allen ich durch meinen secretarium, den doctorem Mezger, solche ehr widerumb erstatten, und die gegebene visita restituiren laßen, allermaßen dan auch den 26. dito gegen dem griechischen patriarchen beschehen, in deßen nahmen ich mit sonderbarer höflichen manier durch zween seiner vornembsten metropoliten des tags zuvor bin begrüest und empfangen worden.
45
Erste audienz
beym vorigen
vezier
. Den 24. Martii hatte ich die erste audienz beym
groß
vezier
, übergabe EKM etc.
allergnedigstes creditiv, legte
die gehörige curialien ab und
ersuechte ihne umb audienz beym sultan, welcher
sich allerseits ganz freündlich erzaiget, ließe zwey mahl scherbet bringen - 131r -
zweymahl profumieren alle mit roßenwaßer besprizen und 14 cafftan außtheillen.
Dergestalt endete sich die erste audienz, waraus sich aber in genere nichts anders,
dann des
veziers
guete intention verspühren laßen.
46
Den 30. Martii wahre ich zur audienz des sultans gerueffen, verfiegte mich
hierüber sambt meiner comitiva mit
einbeglaittung etlicher cziausen
und meines von Ofen gegebenen commissarii in bester ordnung nach dem ksl. seraglio, gleich durch die andere
Porten, allwo ich vom pferdt abgestigen, saße der zur rechten der
ianitschar
aga
(nunmehr
groß vezier
) und
hernach die von ihme dependirende capitani und cziorbassi, nebens ungefehr 6.000 ianitscharen, welcher mir zu
sonderlicher ehr von seinem siz aufgestandten, zwey oder drey schritt herfür
getretten und mit gelegter handt auf die brust gar höflich die gegen reverenz
gethan. Auf der linckhen saßen die vornemmen officier und capitani der spahi, welche ingleichem
aufgestandten, und sich mit sonderlicher ehrerbietung gegen mir genaigt haben,
volgents khamen mir 20 oder 30 schritt entgegen zween deß - 131v -
großtürckhen cubicularii, empfiengen und führten
mich in divan, allwo der
groß
vezier
sambt den andern vezieren, cadileskier und vilen Türckhen in schöner ordnung geseßen. Ich naigte
mich zwar allerseiths gar ehrentbietig den
groß vezier
aber und
die anderen vezier, auch cadileskier, salutirte ich mit
sonderlicher reverenz und umbfienge sie auf türckhische manier, an welcher action
die Türckhen ein particular wohlgefallen getragen. Der
vezier
ließe mich
gleich neben seiner all.° in contra nidersizen unnd sprachte mit mir gar
freündtlich, inmittlst wahren vier taflen zuberait. Ich zwar neben dem Chinan bassa
allein mit dem
groß vezier
, der
Reniger aber und mein stieffsohn Vischer mit den vier vornemberen vezieren, etlich andere auß meiner
comitiva, mit denen andern
principalioren von ungefehr 18 oder 20 speysen, sowohl (weilen es in der fasten) von
visch alß fleisch, nebens scherbet tractirt worden, wie ich verstandten, hat sich undter wehrender
mahlzeit der sultan zweifels ohne in beysein
seiner großmuetter, der alten valida, und anderen frauenzimmers über mich in einem
vergütterten fenster befundten.
47Nach vollendter mahlzeit tratte ich in den
divan ge - 132r -
gen der dritten porten, müeste alda etwas verharren, biß
die vezier zum sultan fürüber passiert und inmittels bey 16 cafftan
außgethailt wurden. Endtlichen khamen die capuggi, nahmen und führten mich bey den armen sambt
vier der meinigen und beeden dolmatschen, Ioann Baptista
Corell und Panioto, durch die dritte Porten (allwo beraiths die
praesenten gestandten) für den sultan, legten
nacheinander die gebührende reverenz nider, übergabe EKM allergnedigstes credentional und brachte mein khleine sermon
hiebey sub n.° 1 in teütscher sprach vor, welche ich vorhero dem dragoman, Iohann Baptista, in Italiano zugestelt und auch durch ihne
verdollmatschen laßen, warbey aber denen anderen zu verbleiben nit verstattet
worden, sondern sich alsobald widerumb hinauß verfüegen müeßen.
48Der sultan ist ein iunger herr,
ungefehr bey acht iahren, von der physiognomia etwas braunlecht und gravitetisch, inmaßen dan die Türckhen von seiner riuscita große concept machen, saße
mit halben leib gegen mir auf einem reich gestickhten küß, zur rechten allernechst
an ihme stuende der
groß vezier
, gegen über, iedoch wohl
abwerths vor dem eingang, die vier vornemberen ve - 132v -
zier, solcher gestalt endete sich ohne weiters reden dise audienz
unnd hatten mich die
capuggi
bey dennen armen widerumb hinauß
geführt.
49Alß ich wider zu pferdt geseßen, müeste ich dem alten gebrauch nach vor der lezten porten des seraglio etwas halten und verziehen, biß die zu disem actu versamblete hoffstatt, sowohl von ianitscharen, die in einer grossen menge und confusion herauß geloffen, alß von andern vornemben Türckhen fürüber passiert und ist vast alles waß einem großen pottschaffter pflegt erwisen zu werden, observiert worden.
50Gleich wie nun auß villen umbständten zu schließen wahr,
daß meine ankhunfft denen Turckhen angenemb, also ist sie auch zu EKM etc. vorträglichkeit theils hoch vonnöthen gewesen,
dann der venedische bailo
, in ansehen daß EKM etc. ohne diß kheinen ministrum an der Porten gehabt, auch den dragoman,Panioto
(welcher sonst ein gueter mensch), zimblich an sich gezogen, und wegen
greiffenclauischer interessirung zu einer raiß nacher Wienn persuadiren wollen, damit der Porten genuegsamb vorzubilden,
daß EKM nit allein ins khünfftig kheinen ministrum
daselbst zu halten gesinnt, sondern auch diesen - 133r -
con bel
modo abgefordert, in mainung under diesem praetext in EM negotien sich desto beßer zu ingerirn, und dieselbe der Republica zum vortheil, EKM aber
zweifels ohne zu mercklichem nachdenken zu practicirn gestaltsam
"
er
dan meine venuta nit für angenohmen gehalten und mit occasion, da ich ihm die
österliche feirtag wunschen laßen, gegen dem dolmatsch Iohan
Baptista sich beklagt, wie daß die christliche potentaten wider einen
so machtigen feindt, der Republica nit allein
einige hilff nit laisten, sondern mit deme mehr und neue freundtschaft suchen, und
wie ich dieser tagen so pompos eingeritten etc.
51
Continuation des discurs
wegen des
bailo
. Item Venedig und Candia wegen
interposition zum selbigen friden. Mit dieser feyrtäglichen gelegenheit
liesse ich den
bailo
andeuten, daß vor wenig tagen ein vornehmer türckischer minister, eben ietzernente dolmatsch befragt, ob ich nit im befelch, wegen der
Venediger etwaß zu tractirn, man stünde albereit in tractaten und hofnung des
fridens. Erwarte auch täglich der Republica
erklehrung - 133v -
auf daß ihrige so durch einen courier iungst seye fortgschickt worden, zwar offerirte
die Republica einen tribute, und ieder theil sol
behalten waß er in wehrendem krieg erworben, aber in Candia wurden schwärlich under den wölffen die schaff sicher sein,
ob ich deßwegen keine commission habe, daß ich solte bey denn Venedigern wegen
abtrettung der insul Candia cooperirn, widriges
falß, wan selbige mit gewalt erobert, man gewiß weiters greiffen wurde. Uber welches
der
bailo
seinen secretatium zu
mir geschickt, der avisen sich höchlich bedanckt, inständig ersuchendt, umb daß in
der Republica mit denn Tusiten ietz versirenden krieg und so
gefehrlicher sach ich daß beste thun und mich interponirn wolle, zweifle nit mein experienz und
guter credit, bevordrist EKM hohe authoritet werde
der Republica einen reputirlichen friden zu
wegen bringen.
52Ich bedankte mich des guten anvertrauens und
- 134r -
gabe dem secretario hingegen zu verstehen, daß der
bailo
der
Republica schreiben, und darob sein solle,
damit dieselbe die röm. ksl. Mt. kräfftig ersuche
und wohl informire, wie und waß gestalt ich ihnen hierinnen dienen könte, wan ich
deßhalben absonderlich von der röm. ksl. Mt.
unsefernern allergnedigsten befelch empfange, werde ich
alsdan an meinem eußeristen vermögen nichts ermanglen laßen und underdeßen, waß von
der Türcken vorhaben ich erfahren werde, ihne, herrn
bailo
, allzeit in
confidenz zu mehrerer vorsorg avisirn wolle. Villeicht mögte ich auß dieser meiner würcklichen raiß und internuntiatur zu meiner
zuruckkunfft bey ihrer ksl. Mt. die Republic auch etwaß nutzliches entspringen.
53Nicht lang hernach schickte mehrgenannter
bailo widerumb zu mir, vor gebendt es habe ihm
der ambassador am ksl. hoff geschriben, ich
hette von EKM allergnedigsten austruckentlichen - 134v -
befelch für die Republica mich zu interponirn, batte so dan, ich wolte an meiner
möglichkeit nichts erwinden laßen. Ich stellete mich zwar zu verhütung offentlicher
feindschaft, alß wan etwaß darahn wäre, blibe aber auff vorigem tenor, daß man
nemblich EKM vorhero wohl informirn, wie und waß
gestalt ich der Republica dienen und in dero
sach mich einlegen könte, villeicht mitler zeit beßer coniuncturn sich eraignen und
die Turcken zu meer wenig effectuirn mögten.
54
Ankunfft so deß
siebenburger
botschaffters
. Eben diesen tag seint die
siebenburgische
bottschaffter
mit zwey iährigem tribut ankommen, alß aber
der
vezier
verstanden, daß sie nur für ein iahr 10.000 und in
allem 20.000 ducaten mit vorigen
presenten so wohl für den sultan, alß den
vezier
gebracht, wolte er von ihnen nichts hören, begerte
mehrers present - 135r -
und wegen Caschau größern tribut, mit fernerem vermelden, er wolle wißen, wie
es mit Caschau stehe, warauff der agent geantwortet, daß wegen Caschau die bottschaffter in gehaimb reden werden, wie ich hernach
erfahren, haben sie vorgeben, EKM hetten Caschau und alle die gespanschafften zuruck genohmen,
verhoffen aber solche in kurtzem wiederumb zu haben, sonsten ist ihnen anfangs gantz
kein ehr widerfahren, sondern so gar darauff gestanden und getrohet worden, daß, wan
sie den alten tribut, id est iährlich 15.000 ducaten, nit erlegen wurden, sie unverrichter sachen
zuruck müßen und ihnen ein anderer fürst eingesetzt werden solle.
55Waruber sie mit harter mühe solches ihrem
fürsten zu avisirn ein corrier ausgewirkt, welcher dan die ubrige 10.000 ducaten geschickt, also daß,
obgleich seine
bottschaffter
den ersten Iunii diesen zwey iahr lang
außständigen - 135v -
tribut Mußen iährigen
tribut erlegen. 30.000 ducaten in offentlichen divan erlegt, bey dem sultan audienz
gehabt und für den Ragozy die confirmation
erhalten. Mehrgedachte diese
bottschaffter
, unahngesehen sie sich
gegen mir gantz freundtlich und cortesisch erklehrt, seint sie doch, ohne daß sie mich in persohn
visitirt, von mir urlaub genohmen oder ein brieffl mit zunehmen eintziges worth
gesagt, wiederumb abgeraist
Spargirn wider EKM ungerimbte zeitungen. so waiß ich auch auß langer
erfahrenheit, und wurde mir von anderwerts hernach gesagt, daß eben sie an der
Porthen wider EKM ungerimbte zeitungen spargirt, unlängst hätten sie vorgeben EM hetten den friden von dero feinden umb viel millionen
erkaufft, bey welchen die Porten, wan sie es recht
ahngriffen, auch ein guten theil haben können. Balt darauff, inmaßen sie es mir
selbst in vertrauen andeuten laßen, gaben sie vor, der teutschen fridt könte wegen
viel und großer - 136r -
praetensionen der Schweden keinen
fortgang gewinnen, sondern müße nothwendig zuruck gehen.
56
Erste privat audienz beim vorigen
vezier
.
Den 13. Aprilis wahre ich zur ersten privat audienz beym
groß
vezier
geritten, vorhabens in EKM hochwichtigen negotien einen anfang zu machen und daß
contentum meiner commission desto mehrers zu eröffnen, da ist gleich daß verbottene
gifft, welches ich alzeit besorgte, die bewuste gelt summa herfurgebrochen, mit
vorgab, man werde ihrer seits alles waß zu einem rechten friden gehörig praestirn,
es währen aber alte sachen, die noch nit verglichen und an ihr orth kommen. Ich gabe
zur antwort, man wiße von nichten und laßen ihr Mt.
ihro solches gar frembt sein, daß wider so theure zwischen denn großmächtigsten
kaisern auffgerichten und mit äidtschwuhr corroborirten capitulationen (alles in
möglichster kurtze von zeit zu zeit demonstrirendt) so unbillig unfundirte und neue
begern movirt werden, waruber er sich villeicht alzuwenig in - 136v -
formirt, hierinnen nit weiter eingelaßen, sondern auff ein
berahtschlagung mit dem
muffti
und cadileskiern beruffen.
57
Ich recommendirte die sach auch dem
muffti
.
Damit ich aber hierinnen keine zeit verlierte, schickte ich noch selbigen tag zu dem
mufti, und ließe ihm dieser materi seriem, so
viel iuramenta, hin und wider geschickte legationen hernach beschehenen tractaten
warinnen niemalß nichts dergleichen gedacht werden, bestens zu gemüht führen,
welcher aber ebenmäßig keine informacion gehabt und zur begebenheit sich alles guts
anerbotten. Ob nun kein zweifel, sie werden dernthalben die köpff zusamen gestoßen
und sich under einander rahts erhohlt haben, Ich ubergib mein
anbringen auf des
groß veziers
begern
schrifftlich. liesse mir der
vezier
nichts
destoweniger durch den Sulfficar aga
den 17.
Aprilis andeuten, ich solte den inhalt meines anbringens schrifftlich
einraichen, welches ich dan auch sub n.° 11 neben der verdolmetschung durch beede
- 137r -
dragomanen
ohne meldung N.°
11.obberuheter praetension ubergeben laßen. Eben diesen tag hat der Söckel Moyses, welcher viel iahr hero bey denn sieben thürmen verarrestirt, zu mir
geschickt, mich freuntlich salutirn, empfangen und neben wunschung, daß er mir waß
dienen könte, alles liebs offerirn laßen, sich beklagendt, daß er sich noch in
seinem vorigen arrest befinde, wolte allein so glückseelich und deßen einmahl
liberirt sein, EKM solten in Siebenburgen an ihm gewiß einen treuern diener, alß
ahn dem Ragozn haben. Ich bedanckte mich neben
mehrern gegen complimenten gar hoch dieser großen ehr und guten offerten, fragte ob
dan keine gute freundt vorhanden und kein hoffnung, daß er - 137v -
deß arrests balt entlaßen mögte werden, mir wahr geantwortet, ihr
fürst wiße nichts aigentlichs, seine gute
freundt wahren alle gestorben.
58
Ursach warumb der
bailo
in schwartzen thurm gelegt.
59Dieser
chiaus
ist den 27.
Aprilis wieder zuruck kommen, hat zwar ahn die Porthen brieff gebracht, aber keines cathegorischen inhalts, und
welche sich allein auf mehrere relation deß
bailo
beruffeten,
gabe auch vor, die Venediger hetten ihme ihren schatz und - 138r -
einen großen vorraht von kriegspraeparatorien gezaigt, anzudeuten daß sie des
kriegs noch nit muedt und kaum recht ahngefangen.
60
Der
bailo
hat audientz beym
groß
vezier
. Alß nun der bailo des tags hernach zu dem vezier
kommen und ihme im nahmen seiner Republica
entdeckt, wie daß dieselbe zwar einen bestendigen friden einzugehen und solchen, wie
vorhero also noch verbindtlich zu halten, allezeit willig sein, man müste aber
Canea, Rettimo und andere abgenohmene orth wiederumb abtretten und ihnen
Candia völlig cedirn, widrigen fals sie keinen friden verlangeten,
sondern allem feindtlichen widerstandt zu begegnen entsinnet wehren. Warauf der
vezier
gesagt: “So habt ihr nuhn bißhero mit der Porthen also falsch gehandlet, von einer zeit zur andern
also vertröstung geben, alß ob man sich accommodirn wolle nur zu diesem ende, damit
man unß und unsere macht suspendirte.” Ließe hieruber ihme,
bailo
,
mitsambt seinem
dragoman
und bey - 138v -
sich habende
familia vituperosamente durch
die schergen ergreiffen, nebenß albereits vor augen stehenden prüglen, eben alda in
ein abscheuliche malefizische gefängnuß werffen, Der
bailo
wirdt sambt denn seinigen in den schwartzen thurm geführt.
balt hernach mit einem barbarischen geschrey widerumb herauß ziehen, ihne
bailo
zwar und den principal dragoman
Antonio Grillo ledig, den Ballerino aber, der Republica
secretarium, so ungefehr vor einem iahr gute coniuncturn zu machen an die Porten geschickt worden, welchen der
vezier
vom fenster, alß er ihn ohne bandt gesehen, bey seinen
kläidern describirt, gleich denn andern eisene ring an den halß schließen, und also
aneinander gehangendt spöttlich zu fuß durch Constantinopel biß ahn daß meer und folgendts in den schwartzen thurm führn laßen. Der
capellan und andere mehr, so zu hauß verbliben,
seindt ebenmäßig balt darauff gefänglich ergriffen und in banden zu ihrn herrn gelegt worden, nit allein des
bailo
, sondern - 139r -
auch des Grillo
loßament hat man, ungeacht
seiner weib und kindt, so gar vom kuchl geschier
spoliert, volgendts gesperrt
und verpetschiert, zwo, deß
Grillo
sclavinen, vor den
vezier
geführt, die
eine widerumb entlaßen, die andere aber pro examine und etwan verborgenes geldt zu
erforschen, auf etlich tag hinderhalten.
61Hierauf wahr gleich aller orthen (wo venetianische
commercien) ordre gegeben, das man alle die khauffleüth in verhafft nehmen und ihre
güetter confisciren solle, warüber sich dan auch zu
Galata
vill
verkrochen und sonderlich bey dem französischen
ambassador, allwo auch des
bailo secretarius
verborgen, sich in gehaimb aufgehalten. Der
bailo
, ob man schon
anfänglich seiner mit den bandten verschont, ist doch endtlich auf etliche tag
eingeschloßen und von der obern gefängkhnuß in ein übel und finsteres orth gelegt
worden. Venetianische
dragoman Grillo
wirdt stranguliert. Den Grillo rueffete
man in der nacht allein hinunter, alß ob er zum vezier solte, wurde aber in der still grausamblich stranguliert,
hinauß auf daß veldt geworffen, - 139v -
und sovil daß er nit
gahr bloß gelegen, mit etwas wenig erden bedeckht.
62Weillen nun diser actus in die länge nicht verhalten
khunte werden, spargierten die
Türckhen, er wehre die stiegen eingefallen und wolte der vezier auf kheine weiß leid, das man sagte, er, Grillo, seye dergestalt hingerichtet worden. Sintemahl es nunmehr geschehen und
das leben unwiderbringlich, hatten die befreundten ihme die lezte ehr zuthuen, und
gebührendt zu conduciren, den
cörper auf intercession des französischen
pottschaffters widerumb außgegraben, und ließe mich die hindterlaßene
wittib beweglichist bitten, ich wolle bey dem
vezier
intercediren, daß ihr auffs
wenigist auß dem hauß sovil ervolgt wurde, damit sie den leichnamb bedeckhen und
ehrlich zur erden bestatten möchte. Ich thätte mich hingegen nechst höchster
condolenz entschuldigen, es wurde zwar an meiner persohn nichts erwindten, ihr nicht
allein hierinnen, sondern etwa in mehreren zu gratificiren, weilen ich aber vor
nechst khünfftiger audienz mit dem vezier selbst
zureden kheine gelegenheit, und beede
dragoman
, als
türckhische underthanen, ob dißem actu so sehr erschrockhen, daß ihrer kheiner khein
wortt zu - 140r -
sagen getraut, alß seye es mir
laid, daß ich ihrem begehren nicht willfahren khönne. Wüste ich aber durch einen
anderen gueten freündt etwas nuzliches außzuwürckhen, wolle ich es gewiß nit
underlaßen.
63
Discurs von dißem strangulierten Cyrillo. Hier müeste ich mich erinderen deßen, waß vor
iahren mit dem armen patriarchen Cyrillo de Verria
(allermaßen EKM auß meinen allerundterthenigisten
hiebevor eingeraichten relationen allergnedigste wißenschaft tragen),
64
Ein gesandter
- -
vom könig in Usbeck, hat beim sultan audienz. Den 29.
April hat ein abgesandter von dem
könig in Us - 140v -
beck bey dem sultan audienz gehabt, und für den könig, wider deßen selbst aigenen sohn, umb schuz unnd protection angerueffen.
65Diser könig, nach deme er von seinem älteren sohn des königreichs beraubt und sambt dem iüngeren ins ellendt verstoßen, Seine werbung und anbringen. nahme sein zuflucht zu dem könig auß Persien, batte umb gnad und trateniment, welches ihme dan auß höchster compassion ervolgt, und alßbalden ein gebuhrende auffenthaltung verschafft worden, es wolte aber der undanckhbare sohn bey diser gottlosigkeit nit beruhen, sondern importunirete den könig in Persien immerzue, er wolle ihm seinen brueder todt oder lebendig schickhen und den vatter nit verrer im landt gedulden, warüber der vatter obberührten gesandten zu dem sultan umb schuz und protection geschickt, nit daß er widerumb zu seinem königreich verlangete, sondern allein dises, so er aniezo per favorem hatte, mit ruhe gemeßen khöndte, inmaßen dan der sultan an dißen ungehorsamben sohn ein schreiben mit betrohung abgeordnet, und an den könig in Persien zu des alten königs unnd seines iüngeren sohns mehreren trost, eine recommendation ertheilt.
- 141r -66 Die türckische schiffarmada fahrt zu Constantinopl nach Candia ab. Den ersten Maii ist die türckhische schiffarmada, welche über 120 galeren hatte starckh sein sollen, und von welcher die Türckhen ein solches geschrey gehabt, ihre eüßeriste mittl intendiert, also daß, wo ich nur durchgeraist, wegen dises kriegs iammer, ellendt und noth, auch vill dörffer öedt und lähr gefundten, allein mit 60 galern, 8 maonen, und 3 galeonen von ungefehr 5.000 oder 6.000 ianitscharn abgefahren, zu deren glickhlichen progress in einer campagna die tag hernach ein allgemein offentliches gebett angestelt worden, so biß zu widerkhunfft wochentlich zweymahl continuiert solle werden.
67
Muethwillen der türckhischen
militiae. Dise militia hatte eine zeit vor dem aufbruch großen übermueth,
hoffart und insolenz verübt, nit
allein Christen und Iuden, wo sie einem begegnet schmächlich tractirt, sondern so
gar den fürnemben Türckhen selbst nicht verschont, und ihnen die fenster
eingeworffen, wie sie dann einen armen dervis
, die bey
ihnen wie die einsidler und für heylig gehalten, auß lautter muthwillen erschlagen,
und eine vornemme Türckhin, so mit etlichen ihren
sclavinen auß dem bad gegangen, salv. rev. offentlich geschändet, in ansehung aller
spoliert, außgezogen, und also
gehen - 141v -
laßen, welches ein alter erlebter Türckh, so disem vitu perio gegenwertig, dem dollmatsch
Iohan Baptista mit überloffenen augen erzehlt.
Disen und dergleichen importuniteten dörffe sich niemandt widersezen, dan gleich
under den ianitscharn ein
auflauff und mehrers übel entstehen mögen.
68Die Venediger haben den ganzen winter bey Dardanelli vor der bocca mit etlich und 20 galeonen gehalten, niemandts auß oder eingelaßen, Venedische galeonen weichen von Dardanelli. und obgedachter schiffflotta den paß zuschließen vermaint, da sye aber ankhommen, seindt dise venedische galionen alsobalden gewichen, also daß die türckhische armada sicher durchpassiert, welches under denen Türckhen ein große freudt und zum theil wohl auch ein zimbliche hoffart verursacht, wie sie dan dem ienigen solackhen , so die zeittung gebracht, den 8. Maii in offentlichen divan einen cafftan angelegt und nicht anderst vermaint, das spihl seye gewunnen und Candia nunmehr gänzlich erobert.
69
Der
bailo
wirdt im schwarz thurm kranckh. Alß der bailo in dem schwarzen thurm etwas erkranckt, ist ihme
auf intercession des französischen gesandten der
doctor Scockardi zuegelaßen, und damit daß
palatium - 142r -
interim nit lähr stuende, auch denen andern in
der gefängknus die alimenta verschafft worden. Der capellan und der
ragionato
, ein dragoman, widerumb auf freyen fueß
gestelt worden und ließe der
bailo
mich durch iezgemelten doctorn zum höchsten bitten, Ersuecht
mich einen corrier mit seinen schreiben fortzuschickhen. ich wolle
eylendts mit seinem schreiben einen corrier alhero nacher Wienn abfertigen.
70Ob ich zwar nit allein dießen gueten cavallier nach seinem begehren alsobalden favorisieren, sondern meine selbst aigene schreiben gehrn expediern wolte, wahr doch von dem vezier , welcher die posten ganz reformiert, ohne wichtige ursach khein post noch erlaubnus zu erhalten, ohne einen Türckhen der mit ritte, khönte der meinigen kheiner forth ohne suspicion, daß was anderst darundter steckhte, dörffe ich auch nit zu starckh darauf tringen, müeste also dexterisieren und thuen, waß sich ohne praeiudicio in des herrn bailo diensten thuen ließe.
71
Der vorige
großvezier
last mich einen ksl.
lustgarten durch einen vornemmen
aga
- -
gastiren, mein intention desto beßer zu penetriren.
Wiewohl der großvezier, Mehemet bassa
, gleich in der ersten privat audienz einen anwurff wegen
der gelt praetension gethan, hat er doch auf mein außführliches einreden und
opponieren zimblich temporisiert - 142v -
und villeicht, wie die
sach in Candia ablauffen möchte, zu mehrer seiner
direction, und damit er die saiten hoch oder nider zuspannen wiße, einen außgang
erwarten wollen. Es hatte aber noch ein weiteres außsehen, und traumete ihm vihl
mehrers von üblen, alß gueten zeitungen, gedachte so dann sich allgemach zuerklären,
mich iedoch per tertios vorhero wohl zuergründten, ob er auch dise praetension mit
einen fundament exaggeriren könte, stellte es bell modo an, daß mich ein vornember alter Türckh nahmens Bogug
Mustaffa aga
, ein
mann von großen credit, mit deme ich noch zur zeith meiner residenz große
freindtschafft gehabt undt deme ich neben mehrer vertröstung ein schön regal
gethan, neben dem Sulficar und Hassan aga
dem 18. Maii in einen
deß türckischen kaysers schönen lustgarten zu
gast geladen, allwo vor undt nach der taffel in diser materi so umb
- 143r -
ständliche discurs fürüber gangen, undt
ich ihnen dise unbilliche praetension dergestaldt zu gemüeth gezogen, daß, nach dem
sie es dem vesier referirt, er allgemach zu caliren angefangen.
72
Der groß vesier
Mehemet wirdt abgesezt undt warumb. Dem
19. darauff, da die sach villeicht erörtert währe
worden, und ich gleich aufsizen undt zur audienz sollen, kame mir post, daß gestern
gahr spath zeitung eingelangt, ihr schiff
armada seye von denen Venetianern geschlagen und der resto übl zuegerichter in
dem Porto zu Foccia eingeschloßen. Der
capitan bassa
lamentirte wegen schlechter disposition undt
außmontirung wider den
groß vesier
, dahero diser eylendts zu dem
sultan in daß seraglio und seye zu besorgen, er möchte villeicht
nit mehr nacher hauß kommen, stehet auch kaum ein stundt an, - 143v -
kame ein andere post, Der ianitschar aga
Murath bassa
wirdt großvezier. der vezier, Zerkes Mehemet bassa, seye deß vezirats entsezt, seine güetter, hauß
und hoff confiscirt, und an deßen statt der Murath aga
, capo der ianitscharn, vezier worden. Etliche wolten ihme, Mehemet bassa, für verlohren und strangulirt halten,
mann hat ihn aber auf 5 oder 6 meil von Constantinopl ins exilium geschickt, sein
kehaya
oder
hofmaister, den mann in der flucht erdappt, und in arrest gehalten, solte außsagen,
welcher orthen daß geldt hie und wider verborgen lige.
73
Beschreybung der ietzigen türckischen
regierung. Ietzige türckische regierung vast wie ein übl ordinirte
aristocratia, und daß es mit disen vesier, Zerkes
Mehemet, in die länge kein bestandt haben wurde, habe EKM ich nach meiner ankunfft sonderlich sub dato den
28. Martii undt 30.
Aprilis durch den corrier von
Ofen
- 144r -
allerunterthänigst beschriben, die ossagk agalari und capi der ianitscharn, denen er villeicht geldt geschickt
undt auch die ulama, nemblich der
muffty
, die schrifftgelehrten, ohne deren consilien er nichts
vornehmen thätte, erhielten ihne in seinen hohen posto, sonsten wehre mit ihme schon
längst ein mutation vorgangen.
74Die vornembsten türckischen ministri (ob schon
sie sich so vihl ihr barbarische angebohrne natur zu last) höflich und freündtlich
erzeigt, fande ich der zeith betrogener und falscher alß nie. Ich bemühete mich auf
unterschidliche weiß, sonderlich durch geschanckh denen fridthäßigen ohrenblaßern zu contraminiren
und den
vesier
auf mein concept zubringen, es wolte aber unter
disen hungerig und geitzigen wölffen wenig erkleckhen, da daß werckh - 144v -
zum zweckh gelangen, und wie mir der Bogug, so mich in den garten zu gast geladen zu wißen
gethan, die prolongation auf seinen bericht von
vizier
,
muffty
und allen ulama schon placidirt gewesen, kame ein ganz anderß governo herfür, also
daß mein voriges negotiiren undt regaliren umb sonst, nit anderst alß wann ich alles
in daß waßer geworffen.
75Die vorige regierung, wie obgemeldt, wahre ein corpus von etlichen der
fürnembsten und ältisten Türckhen, ohne deren berathschlagung der
groß
vezier
nichts wichtiges vornambe, anietzo wahren dise über so
schnelles procediren und unverhoffte absezung deß großveziers ganz erschrockhen, retirirten sich, wolten mit den
wichtigen reichsgeschäfften nichts zuthuen haben, sondern - 145r -
den ganzen last dem neuen groß vizier, Murath bassa
, welcher allem
ansehen nach ein mehrers absoluten, aber meines erachtens alß der vor 7 oder 8
iahren noch ein gemainer ianitschar gewesen, auch weder lesen noch schreiben kann, gleichfahlß
nit lang beständigen governo führen möchte überlaßen.
76
Muethmaßung der alten
valida. Mir kombt vor, undt seindt auch andere diser mainung,
daß im seraglio die alte valida,
dreyer kayser
muetter, ein arglistige fürstin, iezt daß ganze werckh dirigiere, durch
daß groß vezirat legt sie denen grandesen ein speckh auf die fallen einen nach dem
andern zu fangen, und alle die ihrige hinzurichten, welche zu deß sultan Ibrahim tott geholffen. Mit den abgesezten
groß
vezier
ist schon einer hinn, der iezige Murath bassa
, welcher den handl angestifft undt - 145v -
der vornehmbste radlführer, wirdt (sorge ich) unversehens auch
einmahl darüber und denn andern nachfolgen müßen.
77
Französischer bottschaffter hat beim neuen
groß
vezier
audienz. Den 25.
Maii, alß der französische ambassador
bey den ietzigen groß vezier audienz gehabt, wahr
ihme vorgehalten, sie hetten nachrichtung, daß bey iungster faction, so zwischen
ihnen und denn Venetianern fürüber gangen, auch Franzosen gewesen, welches der
ambassador dergestalten verantwortet, es mögte
wohl sein, daß Franzosen bey denn Venetianern dienst angenohmen, dan in ihrem landt
kein sclaven und ein ieder seine fortuna suchen mag wie er wil, dahero viel
Franzosen dem kayser wider Franckreich, und econtra Teutsche wider den kaiser dienen, könte also hierinnen nicht remediirn, warauf der vezier diesen vorschlag gethan, wan die Franzosen mit ihren schiffen
denen Türcken zu - 146r -
Candia helffen, wolten sie alßdan denn Franzosen wider Spanien assistirn, und waß sie eroberten under
einander theilen. Intercedirt für den
bailo
, richtet aber nichts. Mit dieser occasion
intercedirt der ambassador auch für den bailo, damit er seiner hartn gefängnuß entlaßen und
wiederumb auf Galatha in sein logiment transferirt möchte
werden. Warauf der vezier geantwortet, er wolle ihn nit länger aufhalten,
sondern innerhalb 12 oder 14 tagen mit sambt denn seinigen nacher Venedig schicken. Ob schon dieses so leichtlich nit
geschehen wirdt, gefiele es doch dem
bailo
nit, vermainte
seiner Republica beßer und vorträglicher zusein,
wan diese ihre hohe geschäfft durch ihm selbst und nit durch den französischen bottschaffter außgeführt und verglichen
möchten werden.
78
Erste audienz beym ietzigen
großvezier
.
Den 27. Maii zu abent wahre ich
zur ersten audienz des neuen veziers
beruffen, alß ich des andern tags in der fruh erschienen, - 146v -
hatte der vesier wegen
eines accidents zur ader gelaßen, ließe mich ganz freündtlich bitten, ich wolle ihms
verzeyhen und die conferenz, so ich mit ihme zu haben vermaint, auff ein andermahl
differiren, weilen es mir aber bey etlichen zu einen halben affronto gelangen
möchte, begehrte ich ganz keine weitleuffigkeit vorzubringen, sondern ihme allein zu
aggratuliren undt reverenz zu thuen, wie er mich auch dann hernach vorgelaßen, und
mit kurzen accoglienzen ohne
gebreüchige ceremonien tractiret.
79Diser neue
groß vesier
bemühete
sich unter anderen mittl geldt zu machen, auch die unterhabenden bassa zu reformiren, maßen er dann
die bassa zu Esrum
,
Aleppo
,
Damasco
,
Ierusalem
undt anderer orthen mehr, abgesezt und
andere installirt. Der zu Ofen besorgte sich auch, hatte aber an seinen - 147r -
weib, die eine sultana und bey der alten valida wohl angesehen, eine guete helfferin, die
ihme bey dem governo zu Ofen erhalten, wirdt iedoch
ohne großes geschenckh nit geschehen sein.
80
Wider den engelländischen
pottschaffter wirdt spargirt, alß ob er denen Türckhen wider Venedig heimblichen vorschub thue. Mann hat lang spargirt, ob solte der engelländische pottschaffter denen Türckhen wider die
Venediger volckh und munition zu führen, ungefehr von 18 biß in die 20
engelländische schiff, so zu Smirna und andern
meerporten gestanden, zu denen noch mehr auß Aigypten stoßen sollen, umb die bezahlung überlaßen, thailß hielten
nichts darvon, dann die schiff capitani gahr zu hohe praetensiones machten, welche
die Türckhen nicht eingehen wolten. Endtlichen hielte mann es für gewiß, weilen
obgedachter pottschaffter den lezten Maii bey dem
groß
vesier
audienz - 147v -
gehabt, und
sambt seinem secretario undt dollmätschen schöne reiche cafftan über komen. Nit allein zu EKM allergnedigsten nachrichtung, sondern auch dem herrn
bailo
auf sein instendiges ansuechen, hette ich lengst gern
eine persohn expedirt und allhero nacher Wienn
geschickt, weiß aber nie, daß es mit dem corrieren undt forthsendung der briefen
zweifels ohne wegen deß unbestendigen governo und täglichen mutationen so schwehr
hergangen alß iezt, die ofnerische agenten unangesehen sie mir etlich mahl
versprochen mit ihren corrieren eine persohn durchzulaßen, haben sie doch ihre
worth nie gehalten, weilen sie aber den 2. Iunii
abermahlen ein expedition gehabt undt dise gelegenheit in gehaim mir
angetragen, alß hatte ich mich derselben bedient und in gotteß - 148r -
nahmen den sprachknaben Zemper
EKM etc. von ein unndt andern aller unterthänigst zu
berichten fortgeschickht.
81Den 6. Iunii hatte ich die anderte audienz beym groß vesier , deren verlauf ich in meiner andern relation weithlaufiger deduciern, unndt diß orths allein melts, daß ich mit dieser occasion nicht ungehen kundte (maßen die andere anwesendte bottschaffter albereith gethan) für dem bailo umb entlaßung von seiner harten gefänckhnuß eine vorbitt einzulegen, hatte aber nichts erhalten, dan der vezier wider die Venetianer, uneracht er ihr bester freundt, unndt ihre zekhinin zimblich kennen lehrnen, dannoch so spöttlich geredt, daß er sye ärger alß Iuden, unter welchen kein glauben noch trauen, genendt. Sie währen voller betrog unndt falscheit, auch nit werth, daß mann sich ihrer annehmen oder mit ihnen einzige freindtschafft haben solte.
82Ich replicirte, meines befelchs währe nicht
mich - 148v -
aigentlich in dero negotien einzumischen, sondern
allein, wann ich so wohl für ein alß den andern theil etwas ersprißliches
effectuiren könte, alle möglicheit unndt vorschub zu laisten. Bey unß observirte
mann diese politicam, wan die potentaten wider ainander krieg führen, werden die
repraesentanten nicht länger an dem hof geduldet, sondern also balten licenziert,
warauf der
vezier
geantworttet, mann habe viel des
bailo
brieff intercepiert, durch
welche er alle ihre dissegni verrathe, solte ihm mehrere libertet zugelaßen werden,
wurde er in contimenti 30 oder 40 spiranen haben und seine tradimenta mehrer alß vor
niemahlen practiciern, seye beßer unndt sicherer, daß er wol verbart bleibe. Auf
feindt gehöre kein anders orth, waß aber guette freindt, die werden mit schönen
palläst unndt lustigen wohnungen versehen. Für die Republica solte es beßer sein, wann daß werckh in der güette aggiustirt wurde, sye hetten
nunmehr in der insul so viel dörffer - 149r -
undt stätt in handten, Candia allein werde sich in die länge nicht halten, sondern auch
ergeben müessen, alß dann man gewiß weiter greiffen werde.
83Den 8. dito hat ein persianischer abgesandter solenniter audienz gehabt, und nebens andern galanterien auch ein par elephandten praesentirt, welcher noch der sultan Ibrahim begehrt, dieselbe mit goldt und perl ziehren und darauf seine sultaninen auf indianisch aufgebuzt, sizen und reitten wollen lassen.
84Wie höflich mich der anwesende französische und engelländische bottschaffter zu meiner ankhunfft durch ihre secretarien empfangen lassen, hab ich mit mehrern oben angezogen, weiln dan die vorigen ksl. internuntii obgedachte bottschaffter in aigner person zu besuechen gepflegt, alß hab ich auch nicht weniger thuen, dieselbe alten gebreuch nach visitiren, und die zu unterschidlichen mahlen eine von ihnen gegebene ehr selbst widerumb erstatten wollen.
85Stellete derowegen die erste visitation mit licenz des
veziers
(welche mir doch zu dem
bailo
abgeschlagen
worden) den 13. Iunii zu dem französischen ambassator an, alwo mir nit allein seine hofstatt ganz
ehrentbiethig entgegnet, sondern er selbst bey dem thor, da ich - 149v -
vom pferdt abgestigen, mich auf freundlich empfangen und gleichsamb
die obere stell anerbothen, welche ich aber als inferiore in carico nicht acceptirt, bis wir
zugleich neben ein ander gangen und in daß audienz zimmer getretten.
86Nach abgelegten complementen ware unser erster discurs von den iezigen seltsamben türckhischen governo, warinnen auch er sich nit recht finden khundte. Besorgendt, weil der sultan ein pur lauthers khindt, wegen der ianitschären und spahi unainigkeit noch gröserer zwitracht erwachsen und der iezige vezier nit lang bleiben möchte. Haltet darvor, daß die türckhische macht sehr decliniren im bedenckhung, daß die Venediger wider disen sonst gewaltigen feindt, den krieg allein mit reputation behaupten und des Türckhen schwäche sehen machen, förchte iedoch, daß die Republica in die länge so schwähren kriegs last ohne hilff nit werde ertragen können.
87
Von Engelland. Von der
revolution in Engellandt, daß sie ihren könig
durch den scharpfrichter ofentlich hinrichten
lassen, und aniezo mit ihren schiffen denen - 150r -
Türckhen wider Venedig dienen, redete er sehr
empfindlich.
88Wegen des bailo , unndt daß Türckhen mit den bottschafftern, welche bey allen völckhern inviolabiles unndt sancti sein sollen, so barbarisch procediren, wie spöttlich der vezier auch gegen ihme, von dem bailo , unndt der Republica geredt, discurrierte er von ain unndt andern gahr beweglich. Hatte auch von des bailo erledigung schlechte hofnung, von den krieg in Teutschland thätte er auch meldung, wüste aber fundamentaliter von neuen zeittungen nichts zu sagen, allein der consul zu Smirna schreibe, es seye ein marsilianische tartana mit zeittung ahngelangt, daß der frid zwischen Spanien unndt Franckhreich geschlossen. Er erzeigte großes verlangen unndt daß er die fridens ratification baldt zu Constantinopl sehen möchte.
89 Die revolution in Franckhreich hielte er nunmehr für gestilt, bekhende darneben, daß wann mann nicht so geschwindt darzue gethan, ein großes feur entstanden wahre.
- 150v -90Von des verstorbenen Greiffenclau gehabten improglien redete er mit einen zimblichen scandalo, daß dieser selbst handt angelegt, die mordtthatt begangen, unndt die sach so übl angriffen es habe gewiß keine noth gehabt, dan er erwirgte Spanier Meneses nicht das geringste schaden können.
91Unter diesen unndt dergleichen gesprächen brachte mann ein trunckh unndt edtliche schachtl von franzesischen confect, warauff der bottschaffter in einem gläßl stando mit entdeckhten haubt erstlich EKM gesundtheit angefangen, unndt ich alßbalt mit gleichem respect ihme widerumb ein glaßl in gesundtheit des königs in Franckhreich zugebracht. Mit diesem verlauff hab ich entlichen zu beederseiths satisfaction meinen freindtlichen abschied genommen.
92
Der Hassa aga
beklagte sich bey mir, und warumb. Mein commissaries, der Hassan aga
, erzeigte nicht geringen disgusto, nach dem er gesehen,
daß in meiner anderten audienz bey iezigen groß vizier, Murath
bassa, die sach nit nach sein unndt meinen willen - 151r -
außgeschlagen. Maßen er sich dan in vertrauen gegen mir hoch beklagt,
daß der Hendan Sade (welcher zu des sultan Murath zeithen mit avisen wegen recuperierung
Babylonien zu EKM etc. geschickht unndt stattlich regaliert worden) bey dem
vezier
so viel vermöcht, unndt seiner tochter
mann, einen iungen hervor gekhrochenen hoffertigen
Türckhen, die internuntiatur, unndt daß er mit mir heraußgeschickht
solte werden außgewürckht, wie weith sich berierter Hassan
aga
in wehrenden
disgusto einstmahl gegen mir heraußgelaßen, unndt den iezigen governo beschriben,
wirdt a parte in berührter meiner anderen allerunthertenigsten relation mit mehrerer
meldung beschehen.
93 Anderte audienz und urlaub wegen sultan. Den 15. Iunii, alß mann mir des abents zuvor zu des sultans audienz angesagt, bin ich in aller früe von vielen chiauzen begleidet mit meiner comitiv in daß seraglio geritten.
94
Bey dem lezten thor, wo die bottschaffter vom pferdt
pflegen abzusteigen, empfinge mich mehrgedachter mein commissaries,
Hassan aga, ganz freindlich mit dieser
zeittung, daß von dem türckhischen kayser
- 151v -
nit mehr des Henda
Sade
tochter
mann, sondern er für einen internuntium mit mir
hinauß zu raysen restiniert, welches ich in ansehung dieses aga gueter qualiteten selbst gern gehört. Hernacher unter dem cube,
wo die vezier sizen, hat nach
freundlichen empfang alsobalden der
groß vezier
mir
selbst gesagt, daß der Hassan aga
für einen internuntium mit mir hinauß
raysen, unndt EKM in nahmen des türckhischen kaysers die visita restituiren werde.
Interim versichere er mich, daß mann ernstliche befelch an alle gräniz hoche unndt
nidere officier schickhen, damit wider denn friden in geringsten nichts feindliches
gehandlt werde. Die fridens prolongation betreff zweiffle er auch nicht, mann werde
sich vor verstreichung der übrigen zeit noch wohl vergleichen unndt aggiustiren können.
95Hierauf habe ich geantworttet, zu
beederseiths armen unthertanen ruehe unndt wohlfahrt solte es beßer sein, wann
solches balt beschehen - 152r -
köndte. Ehe daß mann zur
gebreüchlichen mahlzeit aufgetragen, hab ich dem Renniger dem
groß vezier
recommendiert, dergestalt, daß
röm. ksl. Mt. allergnedigst diese persohnen mit
mir geschickht, auf daß ich dieselbe in beeder
großmächtigster kayser versierenden geschafften instruiren, unndt wann
er sich wohl anlaße, auch der ottomanischen Porten
gefalle, auf mein gehorsambsten berichten die röm. ksl.
Mt. diese persohn vor einen residenten zu confirmiren, sich allergnedigst resoluiren
wollen.
96Der Hassan aga , welcher unterwegs unndt auch hernach erwendts persohn practiciert, köndte vor derselbigen angenommenen manier, weißheit unndt verstandt zeugnuß geben, also daß ich nit zweiffle, von seiner zu beederseiths satisfaction gutten anlaßung.
97Interim, weillen ich dem Renniger hinter mir laße,
batte ich den
groß vezier
, er wohle ihm belieben laßen diese persohn recommendirt zu - 152v -
haben, dieselbe mit dem gewöhnlichem deputat versechen unndt so baldt von der
röm. ksl. Mt. die confirmation unndt weithere
erklärung angelangt sye in diesen vacierenden ehren posto, wie vorige residenten,
einsezen unndt hiebey schuzen. Unndt weillen ihme, Reniger, in der ersten audienz des sultans bey der ganzen oration zu verbleiben nit verstattet worden,
also bate ich, mann wolle ihme bey der ganzen audienz laßen, welches der vezier nit allein alßbaldten verwilligt, sondern seine
persohn gern sehe unndt wol zu halten
versprochen. Darüber hatte ich für zween im schwarzenthurm gefangene Teütsche gebetten, umb ihre freystellung
angehalten, auch guette vertröstung bekhommen.
98Gleich zu anfang unsers gesprächs käme ein chaticherif oder schrifftlicher ksl. befelch, warüber alle vezier aufgestanden, der groß vezier aber solchen mit höchster reverenz demselben gekhüest, darmit seinen tulban berüert, unndt so dan sich widerumb nidergesezt, waß es gewesen oder angetroffen, kan ich nicht wißen.
- 153r -99 Under wehrender mahlzeit fragte der groß vezier von graf Serin, weßen underthan er seye, daß er denen Venedigern diene, wen die Scokhen oder Zenger, die er für guette soldathen hielte, zugehörten? Ob nit die Venediger EKM umb hilff angerueffen, er wiße daß dieselbe ihnen niemahl 500 mann zuegeschickht, von denen er in der insul Candia selbst etlich gesehen. Ich antwortete der graf Serin seye EKM vasall unndt gewiß nit in der Venedigern diensten, die Skokhen oder Zenger sein brafe leuth, EKM unterthanen, die Venediger, hatten umb angehalten, aber die röm. ksl. Mt. mische sich in diesen krieg nichts ein, unndt seye gewiß kein ainzigen unterthan erlaubt ihnen zu dienen. Teutschlandt seye groß, könne woll sein, daß viel unnuz gesindl ihnen zugezogen, aber nit meines allergnedigsten kaysers willen.
100Nach diesem fragte er mich wegen der Schweden, wie daß diese drey große provinzen hinweggenomben. Ich sagte, daß die
provinzen, welche vorhero von rebellen besessen, - 153v -
aniezo
wider in des kaysers devotion, unndt die Schweden so darinnen ihrer ksl.
Mt. wohin unndt wider welchen feindt zu dienen begehren, also endete
sich mit solchem discursen die mahlzeit. Warbey dann der terminus die röm. ksl. Mt. zum öfftern gemeldt worden, der dollmatsch
Iohann Baptista aber villeicht denen Türckhen
die praeeminenz unndt gusto zu geben, anstatt kayser, könig interpretirt, welches
ich ihme alsobalten öffentlich mit gröster empfindligkheit verhelt.
101So balt wür aufgestanden, verfiegte ich mich nach
freindlichen licenzen mit dem destinirten internuntio, Hassan
aga, unndt meinen aufwarter ahn daß orth, wo mann die cafftan
außtheilt, allwo 17 der meinigen eingekhlaid, aber für dem sultan nit mehr alß der Reniger,
mein stieff sohn Fischer, mein hofmaister,
dr. Mezkher und beede dragoman
admittirt, der Reniger auch sambt den Iohann
Baptista darinnen gelassen worden. Der Pannaioto gienge zwar auch hinauß, wurde - 154r -
aber widerumb hinein gerueffen. Vor mir ist hinein unndt gleich zuruckh herauß
gangen der türckhische internuntius, sonst saße der
sultan auf seinen ksl. thron unndt stunde der
groß
vezier
auf der rechten, sieben andere vezier auf gegen über, iedoch was
aberts gleich wie bey der ersten audienz, mich unndt die mainigen hat mann viel
höfflicher tractiert alß daß erste mahl. Einen nach deme andern hinzuegeführt unndt
den linkhen ermel von des sultans röckhl, welchen
der vezier geraicht, dieser ist der bottschaffter, diese person wirdt hie bleiben, dieser ist sein bottschaffters
sohn, diese seindt hofmaister etc.
102Nach diesem name ich meinen abschied in teutscher sprach
unndt recommendirte den Reniger
N.° 111. lauth N.° 111, welches der Iohann
Baptista verdollmatscht, sich aber in werenden reden also balten
verlohren, unndt so ungerüembtes dicentes herundter gestamlt, daß nit allein ich
mich umbgewendt unndt zu - 154v -
dem Reniger gesagt, der mensch macht
nichts guts, sondern der groß vesier selbst, zwar
mit manier, es währe schon genueg, mit der handt gedeüt unndt stillschweigen heißen.
Also daß er, Iohann Baptista, bey weittem in dem
werckh nit erzeigt, was ich anfangs von ihme praesumiret habe.
103Nach vollendung dieser audienz hab ich abermahlen vor der anderten Porten dem herkhommen nach biß zum abzug der hierzu deputirten hoffstatt etwaß gehalten, unndt folgendts in beglaitung vieler chiauzen, auch des türckhischen internuntii, Hassan aga, ahn meiner linckhen in guetter ordnung nach hauß geritten.
104Mit dem Hassan aga hette ich darauff in meinem zimmer von vielen sachen ein vertreuliches gespräch, ihne gleichsamb in quibusdam instruirendt, wie ich dann in meiner andern relation umbständtlicher darvon meldung thue.
105Obwollen nun in EKM durch
den zuruckh - 155r -
Meine ursachen und rationes, warumb ich mit dem engelländischen pottschaffter freündtschafft
gepflogen. geschickhten sprachknaben Zemper mir zugefertigten allergnedigsten schreiben außtruckhliche
meldung beschicht, daß ich mit dem engellendischen
legato an der Porten kein
sonderbahre freindtschafft pflegen solle, dieweillen aber selbiges allererst nach
meiner abrayß mir zuekhommen, zu dem ich noch wohl eigedenckh gewesen, waß noch vor
einem iahr zu Prag, auf dergleichen von mir gethane
frag, ir excellenz, herr graf von Trautmanstorff,
vermeldt haben, daß ich nemblich gegen dem ienigen, welcher mir freundtschafft
erzaigen werde, ich hinwiderumb gleicher maßen mich
verhalten solle, in verrer besonderer erwegung, daß mein anvertrauttes hauptwerckh
noch immerzue in suspenso unndt in einem zweifflhafftigen außschlag versierte, zu
dem wider meiner expedition glückhlichen außgang so wohl der französische bottschaffter alß der
bailo
heimblich und
sotto mano unterbauten, zugleich auch EM
- 155v -
diensten zum besten wahre, dem Reniger bey meinem abzug freindt unndt nicht feindt zu hinderlaßen,
welches lezter vielleicht die obangezogene zween
ratores zu beßerer bestreittung ihres intenti gehrn gesehen hetten,
alß habe ich bey so thaner der sachen bewandtnuß, nach dem mehrberührter engellendische bottschaffter, baron Thomas Bendische, nit allein gleich zu meiner ankhunfft nach
Constantinopl, sondern auch die ganze zeit
meines aldortigen anwesens ein absonderlich cortesisch unndt freindtliche affection gegen mir
wirckhlich erscheinen laßen. Auß beygebrachten ursachen demselben persöhnlich zu
visitiren, umb so viel weniger bedenckhen tragen, zumahlen ich bereüths auch
glaubwürdige nachricht gehabt, daß er mit einen legitimo charactere eines
ordentlichen kgl. bottschaffters versehen, von welchen hierundten mit mehrern.
106
Ich visitierte den engellandischen pottschaffter.
Beschehe
solchem nach diese visita dem 16. Iunii
, bey welcher mir der bottschaffter über die halbe stiegen - 156r -
entgegen kommen, per forza die recht hand geben unndt gewiß die
ienige ehr unndt cortesia,
welche ein minister dem andern zu laisten pflegt, mit aller höffligkheit
erwiesen.
107
Englendische pottschafter beklagt sich auch über iezige
türkhische regierung. Im anfang unsers gesprächs congratulirte er mir
wegen der groß unndt vielen von der ottomanischen Porten empfangenen er, unndt daß ich so balt nach hauß meinem
begehren gemäß widerumb licenziert werde. Sprächend, wohl dem der von Constantinopl abraist unndt nicht darzu verbleiben hat,
finge darauf ad longum von iezigen unbestendigen gouverno zu discuriren, waß die so offte
veränderung der veziern denen
pottschafftern für große ungelegenheiten unndt vergebliche spesa verursache, wann
diese so viellfältig sich bemüehen unndt eine sach zum zweckh gebracht zu haben
vermeinen, augenblickhlich darauß widerumb nichts unndt waß heudt resoluirt, morgen
umbgestoßen seye. Inmaßen dan die Engellendische
Nation von dreyen iahren hero solche widerwertigkeiten außgestanden,
daß viel darvon zuerzehlen wehre. - 156v -
“Villeicht”, sagt
ich, “ist die Nation zum theil selbst daran schuldig, dan in der Christenheit
selzame discrusus herumb gangen, daß mann den vorigen bottschaffter, herrn Sackwil Crawe, so spöttlich fortgeschickht, unndt wie
mann mir erzehlet, haben die hiesige
engelländische khauffleüth durch ihre uneinigkheit sich selbst unter einander
ruinirt unndt die türckhische ministros bereichet.”
108 Bottschaffter: “Ich bekhene, daß wür selbst daran schuldig unndt dieses hat allein verursacht mein vorfahrer, herr Sackwil Craw, welcher dem kgl. befelch zuwider mein ihme vorgeschlagnes glimpfige mittl nit acceptiren wollen, warauf ich die extremitet unndt ain ernst brauchen müessen.”
109
Internuntius: “Währe
ich zugegen gewesen, wolte ich mich interponirt unndt in ahnsehung der zwischen unß vorhero gewesten lieb
unndt innerlichen vertrauen die sach villeicht in der güete verglichen haben, - 157r -
wie ich ihn dan mit dem venedischen extraordinari
ambassador, signior Foscarini, hiebevor verainigt,
unndt ihre habende differenzien hindan gelegt.”
110 Bottschaffter: “Wolte Gott der, herr internuntius währe bey unß gewesen, es hatte aber herr Sackwil Craw von keinem accord hören wollen.”
111 Ob iezige englendische pottschaffter des königs oder von parlament seye. Internuntius: “Seindt dan keine kgl. befelch da gewesen, mann hat in der Christenheit darvon geredt, alß wann nicht der könig, sondern daß parlament einen andern bottschaffter geschickht hette.”
112 Bottschaffter: “Ich weiß, daß meine feindt dergleichen spargiren, ich habe nit allein dem sultan ein kgl. credenz schreiben überantworttet, sondern hernach unterschiedliche kgl. schreiben unndt commission empfangen, maßen ich solche dem herrn in originali weisen kann.”
113 Internuntius: “Ich trage kein zweifl daran, khan iedoch eure excellenz nit bergen, daß mann gesagt, es seye auf dem creditiv nicht des königs sonder der königin Elisabetha insigl (welches daß parlament bißhero hinterhalten) aufgetruckht gewesen.”
- 157v -114Hierüber hat der bottschaffter sich hoch verwundert und mit teuern worden bezeüget,
daß kein anders, alß daß rechte kgl. sigill, wie es der könig gebraucht auf dem credentional gewesen. Mein
anregung von deß königs schändlichen
todt. Nach diesem hatte ich kurzlich von der schandtlichen action,der
könig durch den scharffrichter hingericht worden, etwas angezogen. Der bottschaffter, welcher in der clag, finge an darüber zu
seuffzen, sprechendt, in welcher der
könig durch den scharffrichter hingericht worden, etwas angezogen. Der
bottschaffter, welcher in der clag, finge an
darüber zu seuffzen, sprechendt, es seye ia ein ellend, zu erbahrmen, auch ein
wunderliches factum, so wohl zu bedenckhen. Discurs wegen der
englendischen schüll wider Venedig.
Hier gedachte ich wegen der engellendische schiffen, so denen Türckhen wider
Venedig dienen, etwas zuergrundten unndt
fragte, ob der pottschaffter darein consentiret,
warauf er geandtworttet: “Mier wahre nit genueg zween oder drey tag zu erzehlen, wie
die sach hergangen, mann thuet mir vor Gott unndt der weldt unrecht, in ewigkheit
wirdt sich nichts befinden, daß mein consens darbey gewesen, ich habe wider die
falsche fama ein manifest in
unterschiedliche orth der Christenheit mein unschuldt darzuthuen geschickht. Es ist
nit weniger, dan die Venediger hetten die guetthatten, so sye von der - 158r -
Engellendischen Nation empfangen, übel belohnt,
wann sye unsere kauffmannschiff, wie ich treulich gebetten, daß lezte mahl
durchpassiern unndt durchgehen laßen, wehre kein ainiges denen Türckhen zu diensten
kommen, sondern ehender zum staub unndt aschen verbrendt worden, maßen genuegsamb
bewust, waß ich vor einen iahr zu des sultan Ibraim
zeiten, alß der
groß vezier
unsere schiff mit gewalt
nemmen wollen, gethan habe, indeme ich meine dazumahlen hier (zu Constantinopl) geweste schiff vor des türckhischen kaysers
seraglio, a combattere mit feur unndt flammen
gestelt, welche, alß der sultan ersehen unndt ihme
die ursach angezeügt worden, von stundt an mit des
groß
veziers
großen verweiß fortgelaßen und licenziert hat. Hatte
ich damahlen mit denen capitanen solche resolution genommen? Wurde ichs gewiß
vielmehr aniezo gethan haben. Wann die capitani von denen Venedigern nit so sehr
wehren disgustirt und unsere kauffmansleüth hierdurch ruinirt worden. Ich hab zu
Smirna (wo mann drey
engellendische consules unndt vornembsten - 158v -
schiff capitani gefangen genomben unndt zu dienen
sforziert) nicht remediren
können, gewalt gehet vor recht. Wahr ist es, daß viel durch die Venediger ruinirte
unndt desperierte kaufleüth nicht zuwider gewesen, aber waß khan ich endlichen
darfür, daß sye sich auß desperation, in
ahnsehung ihrer eyseristen ruin, nicht commandiren wollen laßen.”
115 Internuntius: “Es ist aber übel außgelegt unndt selzamb darvon geredt worden, alß eur excellenz verwichener tagen sambt noch zween der ihrigen mit schönen cafftan von dem vezier abgeschieden, iedermaniglich vermainte nicht anderst, alß daß es wegen verwilligung der schiff beschehen."
116 Bottschaffter: “Sehet, was gibt es hie für böse unndt falsche zungen, der dort sizt (zeugte auf ein beyseiths sizende person), ist ein vornember cavallier auß Engelandt, unndt unlengst alhier ankhommen, ihme zu sonderbahrer ehr, damit er sich heüt oder morgen in seinem vatterland deßen rühmen khönne, hab ich ein audienz unndt diese cafftan procurirt, Gott seye mein zeüg, daß deme nit anderst.”
- 159r -117 Internuntius: “Es wäre nit ubel, wan ich von dem manifest so eur excellenz wegen der schüff außgehen lassen, ein laqey hete, damit ich an den ksl. hoff, alwo von allen orthen zeitungen einlangen, und auch in diser materi discurrirt wird, derselben unschuld mit einem fundament manuteniren könne.”
118 Bottschaffter: “Ich bedankhe mich und halt es für ein grosse gnad, will den verlauf, wie es mit denn schüffen hergangen, in Latein aufsezen lassen und solches selbst einhändigen, daß mein innocenz am ksl. hoff erkhent werde.”
119Entzwischen ware ein collation von allerley confect zuebereitet. Nach dem wür uns zu tisch gesezt, liesse ihm, der botschaffter, ein grosses glas einschenkhen und bracht mir ains stando et detecto capitl in geßundheit EKM. Vorgemelter engelländischer cavaglier, gleich unter mir sizend sagte: “Wür, die keinen könig haben, in wessen geßundheit mues mann uns eins zuebringen?” Ich schmuzte und liesse mir alsobalden auch eins einschenkhen, brachte es dem pottschaffter mit disen worten: “Ich brings eur excellenz in geßundheit eines neuen königs in Engelland, der glikhseeliger und von des vorigen stamen sey.”
- 159v -120Der potschaffter die augen uber sich schlagend sagte mit einem seuffzer: “Gott gebe es.” Bald kamben wür widerumb in andere materi und hate sich dise collation und folgents dise visita mit beederseits höflichen complementierung geendet.
121 Der bailo wierdt auß den schwarzen thurm wider ledig gelassen. Den 17. Iunii war der bailo auß dem schwarzen thurm widerumb loß (unnd wie er vorgibt) ex mera gratia auf Galata in sein voriges losament entlassen worden, so vil ich aber nachrichtung, solle es ihne ein paar taußent ducaten gekost haben.
122 Feüers brunst zu Gallata. Den 18. Iunii waren zu Galata bey 15 heüßer im rauch aufgangen und hielten die Türkhen dises für ein böses omen, daß das feur uber 50 oder 60 schritt in dem alda weßenden hohen gemaurten und mit bleygedeckten thrum, welcher albereit etlich hundert iahr noch von der Genueser zeit hero gestanden, sich geschwungen und denselben corumpirt habe.
123
Der französische pottschafter
restituiert mir die visita. Demnach ich nun die gehorigen visiten bey
beeden kgl. geßandten, Frankreich und Engelandt, abgelegt, restituirte mir erstlich
solche den 20. Iunii der franzoßische pottschaffter
Hon. de la Haye, anfangs waren - 160r -
wür beede in einem zimmer, alwo der ambassador mit viellen cräfftigen worden bezeugt, wie hoch ihne
erfreue, daß zwischen EKM
Erfreüet sich über den geschloßenen teütschen friden. unndt
seinem königh frid unndt gleichsamb ich der engl
gewesen, welcher so angenembe zeittung nacher Constantinopl gebracht. Es habe sein herz, da er sich auf dem mere
meinem losament
hinzugemachet, über den schall meiner trompeten gefrolorkhet unndt gewünscht, damit
auch alle die heraußige trompeten an diesem orth erschallen unndt der christlichen
potentaten waffen unter einer guetten coniunctur diese lander von der Türckhen
tyranney erlosen mochten. Sein verlangen währe widerumb nach der Christenheit unndt
shaye es für ein sonderliches glückh, daß er vor seiner abrays mit einen ksl. ministro vertraulich sprachen, unndt demselben sein
weniges vermögen von herzen offeriren können. Dieses wahre eine substantia des
pottschaffters complement, auff welches ich
gebührender maßen geandtwort, unndt meine wenigkheit hingegen anerbotten.
124Hernacher fiengen wür an (fast wie
in meiner zu ihme gethanen visita beschehen) allerley zu discurriren, kämen - 160v -
auch
under andern auf den herrn
bailo
, unndt exaggerirte der pottschaffter dießes sehr empfindlich, daß der
groß
vesier
gegen denen abgesandten unndt repraesentanten, so für
ihne, bailo, intercedirt also wildt unndt beuerisch mit spöttlichen reden sich
erzaiget, ihne endtlichen umbs geldt heraußgelaßen. Der bailo zwar gebe vor, alß wan es ihne nichts gekhostet hette, er,
pottschaffter, wolle es aber nit glauben,
warauf ich ihme in vertrauen gesagt, es seye auch nit zu glauben, dan von einer
person, die es wissen khann, hette ich
erfahren, daß diese relaxirung nachent bey 2.000 zeckheni gestandten. Der andere venedische pottschaffter dolmatsch, Tarschy
, so auch neben den bailo im schwarzen
thurm gelegen, hat zu denen zween
gefangenen, welche ich auß diesem thurm erlöst, gesagt, des bailo erledigung koste bey 20.000 thaller.
125Entzwischen ließe ich von allerley
confect ein beyseithes stehendtes tischl, welches mit einem schön gebliembten
persianischen schleyer bedeckht, herbey ruckhen unndt auf des pottschaffters begehren den Reniger
unndt meinen stieffsohn Vischer rueffen und
hinzusizen. - 161r -
Nach den ersten zweyen gläßlen in EKM unndt des königs in
Franckhreich gesundtheit batte er umb
discretion, dan er außer der mahlzeit nit zu trinckhen pflege unndt der wein ihm
balt schaden thue. Ich stelte es ihme an haimb unndt sagte, ich währe sonst auch
kein trinckher, iedoch wolle ich darfür guth sein, daß mein mit gebrachter
österreichischer wein gerecht, unndt ob mann schon etwas übriges thue, gewiß nit
schaden werde. Warüber der bottschaffter ihme
selbst eines einschenckhen ließe, raichte mir die handt stando unndt truckhte mich
kräfftig mit diesen formalibus, dieses bringe ich ihme von herzen, Gott der
allmächtig gebe, daß noch zu unsern zeiten a parte der römisch
ksl. Mt. oder des königs in Franckhreich eheist ein anderer baldumus enstehe,
welcher die barbarn vertilge unndt diese schöne länder unter seinen gewalt bringe.
Diesen wuntsch hatten wür mit einen rundt trünkhl bestättiget, weillen aber ihme,
- 161v -
bottschafftern, der Österreicher geschmeckht,
bliebe es nicht darbey, sondern finge selbst ahn zu gläßeln, währe auch über die
maßen lustig unndt vertreulich, wie er dann im abschaiden bekhendt, daß er sein
leben lang nit so viel weins auf einmahl getrunkhen, alß bey mir, über welches sich
dann auch alle die seinige verwundert, daß in ansehung er sonst von natur ein
melancholischer retirater
herr, sich dannach auf dißmahl so weit herauß
gelaßen.
126Seine von adl unndt aufwartter wurden durch die meinige auch der gestalten zugedeckht, daß mann einen, da er ins schiff steigen wollen, widerumb auß dem meer fischen müeßen. Andere haben gar den weeg nicht finden können, sondern seindt biß auf folgendten tag bey mir verblieben, also daß die Franzosen mit gueten contento unndt satisfaction widerumb nach hauß geschickht worden.
127Ungeacht ich nun von dem
vesier
die
etliche resolution, - 162r -
Mein bemüehung durch unterschiedliche politische mittel die
prolongation zu effectiern. auch von dem sultan albereith meinen abschidt genommen, bemüehete ich mich doch
immer (wie wohl ohne geringste einlaßung in bewuster praetension) der vornembsten
Türckhen gemüete durch unterschiedliche politische mittl an mich zu bringen, unndt
ihnen dise gelegenheit der fridens prorogation zu beeder seiths merckhlichen nuzen
genuegsamb vorzubilden, iederzeit vorgebend, es seye mir allein laydt umb die arme
leydt unndt unterthanen. Ich hätte mich zwar vor glickhseelig geschäyt, in dem ich
in beeder großmächtigster kayser
hochwichtigen geschäfften so lange iahr unndt in diesen landten gleichsamb die beste
zeit meines lebens zuegebracht, wann ich zu allgemeiner rueh unndt wohlfarth noch
waß ersprießlichers außwürckhen hette können, weillen es aber nit sein könne, unndt
ihr freundtschafft mehrers in geldt bestehet, alß werde ich der röm. ksl. Mt., welche nunmehr den krieg mit ihren
feindten an ein orth gelegt, unndt in versamblung aller christlichen potentaten
unndt fürsten des reiches aniezo allein deliberiren, waß - 162v -
gestalt
sye ihre militiam abdanckhen oder ferrer comployren wollen, allerunthertenigst
relation thuen, villeicht erwartte mann allein waß ich bringen mechte werde, wolte Gott, daß nit ain erbarmliches feur sich endtzinten
unndt beeder seiths so viel tausendt unndt abermahl tausendt arme seelen hierdurch
zu grundt gehen müeßen.
128
Conferenz bey denen
reisketab
.
Diese unndt dergleichen
mit edtlichen vertrautten Türckhen movierte discurs seindt gehöriger orthen referirt
worden, also daß mich der
reißketab
oder reichs canzler, mit welchem
sonst so leichtlich nit zu conferiren, per ordine des
großveziers
den 23. Iunii nit wenig leuth quasi al incognito abhollen
lassen, mir ein panquet gehalten unndt sub hoc praetextu in beysein des Hassan unndt Sulficar
aga
mit der geldt praetension von 200.000 gulden, ohne welche die
prolongation nicht beschehen köndte, zimblich eüffrig tentirt. Ich bliebe aber solide
unndt widerlegte ihme (allermaßen es mein andere relation mit mehrern geben wirdt)
seine argumenta, - 163r -
wobey wür dan berueheten unndt für
dießmahl nichts cathegorisch resoluirten.
129
Mich visitierte der holländische
resident.
Balt da ich nach hauß kommen unndt in
zwischen mit dem Hassa aga
unterschiedliche zu dem hauptwerckh
dienliche, insonderheit auch wegen ieztgedachter bey dem
reisketab
gehabten conferenz, gehalten unndt ihme die sach starckh zu gemüeth geführt, ließe
mir der hollendische resident, Nicolaus Gisbertus,
die visita andeüten, weillen er nun mein alter bekhandter unndt vor iahren, da ich
resident wahr, mit expedirung meiner gehaimben brieffen offten unndt vielmahl
gedient, hab ich ihme auch alle er unndt cortesia bewisen. Dieser guette alte clagte auch sehr über iezigen selzamen governo
unndt der tirkhischen ministern gahr zu barbarisches procediern. Erzehlte viel von
dero verübten gewalt wegen hinweggenembung der christlichen schiffen, dan neben
denen engellendischen auch etliche hollendische schiff wider Venedig zu dienen gezwungen worden. Hielte den ienigen
für glickhseelig, gleich wie der französische
pottschaffter, welcher dieser zeit von Constantinopl verraist unndt nit alda zu verbleiben hat. Maßen - 163v -
er dann auf alle weiß dahin trachtet, von denen
hochmögenden herrn Staden licenz zu
erlangen, damit er abgefordert unndt auß diesen continuirlichen widerwertigkheiten
einmahl liberiert möchte werden, dieses in substantia unndt seindt also nebens
allerhandt vertreulichen accoglienzen von ainander geschiden.
130 Restituierte visita von dem engellendischen pottschaffter. Den 24. Iunii visitirte mich mit einer stattlichen comitiva (wie dann solche wegen der zu Pera wohnenden engellendischen kauffleuth ohnschwehr beyzubringen) der engellendische pottschafter, welchen ich obdeducirte ursachen willen gebührender maßen geehrt unndt in allem, gleich dem französischen abgesandten, tractirt. In seiner compagl. wahre ein vornehmer iunge graff auß Engelland, der sambt dem consule selbiger nation zu Aleppo, warzu ich auch dem Reninger unndt meinen stiefsohn Vischer kommen laßen. Die andern seindt a parte in einem saal nach möglicheit bedient und tractirt worden.
131
Er, pottschafter, weist mir sein
kgl. volmacht. Gibt mir auch ein abschrifft derselbigen sambt seines manifests
wegen der schüff. Vor der collation hatte mir der pottschaffter
iuxta promissum die habende kgl. patent auf pergamen mit großen runden kgl. insigl,
in der runde herumb des königs Carl titl, unndt
nit wie mann spargiert der
königin Elisabeth nahmen, gewisen unndt
vorgelegt. Inwendig des kgl. - 164r -
patents wahr oben ahn von
des königs aigener handt signiert Carolus R. unndt beyseiths neben den kgl. titl, der
Engellender gebrauch nach mit der feder abgerißen, des enthaupten königs biltnus. Zeigte mir auch in beysein vorgemelten
engellendischen grafens unndt des
consulis
, von dem könig edtliche in original mit einem kleinen pettschafft gefertigte
handtbrieffl, inmaßen er mir dann die abschrifften zugleich eingehendigt, unndt ich
solche neben einer copeii von den manifest, warinnen die endtschuldigung wegen der
engellendischen schiffen, welche denen Türckhen wider Venedig dienen, vorgewendt sub N.° IV. N.°
IV.hiebey gelegt, finde also, daß er mit einen ordentlichen charactere von
denn nunmehr enthaupten könig unndt nit (wie
vorgeben wirdt, unndt ihme sehr unrecht beschicht) von dem parlament mit einen alten
noch von der königin Elisabetha aufgetruckhten
insigl geschickht worden. Vererer discurs wegen der schüff wider Venedig. Damit ich nun hierinnen pro und
contra information hette unndt auch wuste, waß der
baylo
, den die sach
ahngehet, hier zu sagen wurde, überschickhte ich ihme in vertrauen obermelte
manifests abschrifft, welche er aber zu hindanlegung des argwohns nit für sufficient
erkhendt, sondern in dem scandaliziert verblieben, daß mehrgedachter engellendische pottschaffter in gehaimb - 164v -
von Constantinopl
nach Smirna seine posten, unndt mit dem
groß
vesier
so viel borgene practicen gehabt, solle auß aufrechten
christlichen gemüeth so gefähliche und der ganzen Christenheit praeiudicierliche
sach nit verschwigen, sondern damit sich die Republica vorsehen können auf daß wenigist ihme,
bailo
, in secreto etwas angedeüt haben.
132Über diese, des herrn bailo ragion, referiere ich mich allerunthertenigst auf obangeregte des engellendischen pottschaffters selbst undterschriebene beylag, welche EKM zu dero allergnedigsten belieben mit mehrern durch sehen undt höchstvernünfftig iudiciern können.
133Sonst wahre der pottschaffter anfangs zimblich lustig, den ersten trunckh brachte ich
ihme zu, wie daß vorige mahl in gesundtheit der cron Engellandten
künfftigen königes
, welcher
glickhseelig, unndt von des vorigen königs
stammen seye, so er ihme sehr angenemb zu sein erzaigte unndt correspondirte
zugleich in EKM gesundtheit. Unter bestem gespräch
kame dem pottschaffter ain traurige post, daß sein
töchterl, ein maydl - 165r -
von 5 iahren, von einem hochen gang hierunder gefallen unndt gahr gefährlich
stehe, warüber er über die maßen erschrockhen, alsobalten auffgestandten unndt sich
von mir gahr melancholisch licenziert.
134
Ragusische
pottschafft kommen mit dem iährlichen tribut an zu Siliurea und erholen sich bey mir raths. Den 27. Iunii schickhten die zween
ambassadourn von Ragusa, so mit
dem iahrlichen tribut albereit nach Siliurea
ankhommen, ihre tolmatschen voran unndt ließen mich
neben freundlicher salutation unndt gehöriger complementen hoch bitten, ich wolle
ihnen (in erwegung ich noch zu zeit meiner residenz allezeit ihr guetter freindt
gewesen) von iezigen umbständigen governo, wie sie sich in einem unndt andern zu
verhalten, nachrichtlichen rath geben, dan sie hetten von der Republica in befelch, daß wann sie wüsten, nach
ablegung des tributs nicht genuegsambe versicherung erfolgen wurde, sie länger
zuruckh halten unndt beßere opportunitet erwarten solten, worauf ich ihnen nechst
freundlichen gegen empfehlung unndt anderer complementn widerumb sagen laßen, es
seye nit ohn, daß dieser iezige governo so selzam, in welchen ich mich selbst nit
finden unndt dahero auch ihnen keine nachrichtung thuen könne. - 165v -
Ich hette albereith vast bey vier monath zugebracht unndt wiße gleich
wohl nicht, wie es mit mir vermaindt seye. Sie werden sich zum besten dirigiren
können, wann sie selbst in loco sein werden. Wie ich gemerckht, besorgen sie sich,
daß es ihnen nicht ergienge, wie zu des sultan
Ibraim zeitten, da der vesier gleich nach lieferung des tributs strangulirt worden unndt
vast ein ganzes iahr verloffen biß sie mit harter miehe die hierauff gehörige riccuta überkhommen.
135
Der
groß
vesier
ließe mich nach gehaltener berathschlagung
mit dennen vornembsten Türckhen zur audienz rueffen, und beschahe dabey die
tractation.
Über obgemeldte mit dem
reisketab
gehabte conferenz, welche ich immittlß meliori modo stätts fomentiert, hielte der
groß vesier
mit den
vornembem vesiern, Chinan bassa, Mustaffa
bassa, Chaidar Sade
teffterdar, Ismael bassa, Iussuff bassa unndt beeden
cadileskiern
in
dem divan ein berathschlagung
unndt ließe mich den 28. Iunii
darauf zu einer privat audienz rueffen, tentirte mich unterschiedlich
(inmaßen ich dan die dazumahl verloffene discurs in meiner andern relation
umbständtlich außführe) mit geldt praetensionen, ich wolte mich aber (vorgebend)
EKM zu allergnedigsten befelch zu wider über
20.000 fl. nit einlaßen, - 166r -
auf welches der reisketab, so darneben gestandten, eingesprengt, ich
hette doch schon bey ihme in 30.000 fl. consentiert, warauf der vesier gesagt, wir wollen noch 10.000 darzuthuen, damit
es 40.000 werden unndt mit diesem geding den friden noch auf 20 iahr prolongiern,
hierüber auch er alsobalten aufgestanden. Ich erzeügte mich zwar die sye mir zu
viehl auflegten unndt ich solches gegen EKM
niemahlen werde können verandtwordten, vermöchte sie aber nit zu etwaß weniger zu
persuadiern, ließe so dan die capitulation N.° V.sub N.° V.
(die ich bereiths in meiner neulichen audienz EM
selbst allerunthertenigst eingereicht) deroselben allergnedigsten intention nach, ad
tenorem des Osman aga
tractaten zu Szöny
, von welchem sye doch wider wißen noch hören wollen,
ohne einzige meldung dieses aga aufsezen, clausulierte sonderlich dem 8.
articul
unndt inserierte in dem 9. Caschau mit dennen (innhalt meiner instruction)
fünff gespanschafften, also daß es nach viehlen unndt großen eraigneten
difficulteten, dannach bey denselben verblieben unndt ich unangesehen es ihrer
seyths für unmöglich geschienen, solche, Gott lob, überwundten. Wie hart
- 166v -
es mit etlichen articul unnd puncten hergangen,
werden EKM allergnedigst aus mehrangeregter meiner
gehaimben relation ausführlich vernemmen können.
136Den 29. Iunii hat mann in offentlichen divan 6 schöne venetianische infanterra fahnen, das obere unter sich gestelt, nebens zwen gefangenen gebracht und dennen, welche selbige praesentirt, caftan angelegt, worüber die Türkhen zümblich bravirt und etliche gegenwertige Christen per dispetto solche anzuschauen herfürgezogen.
137Nachdem der
bailo
widerumb aus
dem schwarzen thurm ledig worden
und beraits etlich tag zu Galatha in seinem loßament geweßen, liesse ihme
der
vezir
sagen, er solle der Republic schreiben, man werde ihrer seiths mit der selben gern frid
machen, wan sye nur Candia
cediren und völlig abtretten wolle,
worauf der
bailo
geantwortet, es werde am schreiben nit erwinden, man
soll ihme allein guete gelegenheit machen, damit die brieff sicher durch komben und
die Republica sich hierüber zu resoluirn wisse,
uber welches ihme der vezir ein persohn zuschikhen
erlaubt, und zu mehrer versicherung nebens einem ksl. paß auch einen türkhischen
mitzugeben - 167r -
versprochen. Ob nun zwar der
bailo
alles in der still gehalten und unangesehen die Venetianer der ksl. ministren zu
Constantinopl in dergleichen fahlen sich gehrn
bedienen mir von diser occasion nichts insinuirt, hate ich es doch durch eine
vertraute persohn penetrirt unnd mein
empfindligkeit gegen derselben in etwas zuverstehen geben, worüber bailo honoris gratia mir ein paar briefl einzuschliessen
sich anerbotten und an EKM ich ihme ein
allerunterthenigstes schreiben, neben zwayen anderen an herrn grafen von Portia und Duca di
Savelli beygelegt.
138Dise expedition ist gleich ausser Galatha ungeacht des passes mit dem türkhisch ksl. insigl und beywesenden türkens alsobalden intercipirt, die geschikte persohn in eyßen geschlagen und sambt den brieffen in zwayen paqueten vor den vezir in offentlichen divan gebracht worden. Ein paquet ward alda aufgebrochen, das andern (alwo auch meine schreiben) dem bailo restituirt, und hat der vezir die ienige, so den ksl. paß so schön respectirt, noch auf die achsel geklopft und gesagt, sye heten sich woll gehalten. Endlich seind dem bailo die brieff alle widerumb eingehandiget, und gleich darauf fortgeschikt worden.
- 167v -139 Den 1. Iulii restituirte ich dem holländischen residenten die visita, welche (inmaßen wür allezeit guete freundt wahren) sich auch dieser ehr gahr hoch erfreuet unndt mit EKM anwesenden ministris alle dienstliche correspondenz zu continuiren anerbotten, zu unsern discursen ist sonst nichts singulars vorgeloffen, alß daß er eben der mainung, der engellendisch pottschaffter wegen mehrberierter schiff sich niemahlen genuegsamb werde purgiren können, weillen er dem herrn bailo hierinnen nichts vertraut, noch daß geringste in gehaimb endeckht habe.
140Baldt nach meiner ankhunfft auf Constantinopl
spargirte mann, ob sollten die spahi in Asia ein
capo namens Gursi Nebi aufgeworffen, sich versamblen und so wohl
des sultan Ibrahims todt, alß ihnen selbst
aigene affronta, so sye dazumahlen in der faction mit den ianitscharn erlitten, zu
rechen begehrn unndt schribe gedachter Nebi noch in Maio sye wollen wider die Porten nichts anfangen, sondern allein in etlichen differenzen,
iusti unndt satisfaction haben. Erstlich zwar, damit die ienigen spahi, so von etlichen iahren ihre
paga niemahls haben können
völlig - 168r -
bezahlt unndt contentirt wurden.
141Anderten, ob die ianitscharn unndt die mit interessirte ohne ihr vorwißen, weillen sye nobiliores, von der ottomanischen militia allein dem kayser absezen unndt hinrichten können, sonderlich dieses hochanziehendt, daß mann nach iüngst zwischen der militia gewesten rencontre zu Constantinopl auf dem plaz Attmeydan der spahi ihre cörper in daß meer geworffen, unndt ohne sepultur aller gewöhnlichen ceremonien tanquam infideles et giavoros beraubet.
142Drittenns, warumb mann durch Asiam so viel unndt unterschiedliche befelch, dieser unndt iener spahi köpf zu bringen geschickht, sye gleichsamb ex coctu turcarum außgelöscht unndt für giauren publiciert, wann sye es verschuldt, wollen sye es erkennen laßen unndt die hierauf gehörige straff außstehen, hetten sye es nicht verschuldt, warumb man solche procedure habe mit ihnen vornemmen wollen, begehrten also iustitiam.
- 168v -143Der sultan schickhte hinüber zum Nebi den Reschep aga , welchen mann sonsten in unterschiedlichen commissionen zu brauchen pflegt unndt ließe ihne ernstlich ermannen, daß er nichts widriges tentiren, sondern sich alßbalten zu ruhe begeben unndt seine gravamina gehöriger maßen einwenden solle, mann werde ihme gewiß satisfaction laisten unndt mit mehrern carico ehren unndt digniteten begnaden, wo nit, er gewiß die höchste straff unndt ungnad zu erwarten habe, dan alle die ienige, so iemahlen wider die Porten eine hostilitet verübet, wenig erhalten unndt endtlich rigorosissime gestrafft worden. Warauf aber der Nebi keine antwort geben, sondern gedachten aga zuruckh gehalten. Von dieser spahi mannschafft hatte mann unterschiedlich geredt unndt nichts aigentliches wißen können, etliche sezen von 5.000, 6.000, 10.000 edtliche von 15.000, 20.000 unndt auch 30.000, also daß in Constantinopl eine große forcht unndt sonderlich unter denen so " zu des sultans Ibrahims todt geholffen, unndt deren köpf die spahi zum theil praetendirten, eine zimbliche confusion gewesen.
- 169r -144 Der alte vesier, Zerkes Mehemet bassa, ob schon er ein zeit lang in exilio zuegebracht unndt villeicht alda von sich selbst crepieren sollen, ist er doch (wie mann sagt, die revolution desto ehender zu stillen) mit sambt seinem kehaia unndt einem teffterdar strangulirt worden. Es wolte aber noch dieses noch ienes nebens vertröstung mehrer ehren unndt caricen (wie oben gemeldt) helffen, sondern kamen immer zeitung, daß die spahi von tag zu tag ieh länger ieh mehr sich nacheten.
145Dem letzten Iunii kam
einer auß Asia
unndt brachte dem
vesier
kundtschafften, daß albereith über zweinzig oder
wohl auch 30.000 spahi beysamen
unndt continuo andere sich zu schlagen unndt beykhommen, warauff der vesier des andern tages in aller frue mit dem
muffti
, cadileskiern, allen capitani, so wohl der anwesenden spahi alß ianitscharn gleichsamb ein
offentliche consulta gehalten, vortragendt, er habe gewiße nachrichtung, daß die
rebellen in Asia von 20.000 bis 30.000 starckh
beysammen, sich verrer wider die Porten setzen - 169v -
unndt viel unheyl verursachen möchten. Es seye kein
anders mittl, dan ihnen mit ernst zu begegnen, fragte hierüber die haupter von ianitscharen, ob sie auch alß
treue diener ihres kaysers wider die rebellen
bereith wehren, warzu sie sich alle willig erkhlärt. Einer aber unter den fürnembsten stuende auf unndt sagte: “Waß thuen
die spahi so zugegen, wollen sye
sich dann nicht auch brauchen laßen?” Welchen ein vornemmer auß denen spahi geantworttet, sye währen nicht schuldig zu veldt zu gehen, wann
der
großvesier
nit selbst mit komme. Deme wider ain
ianitschar
repliciert, es seye nit der müeh werth, daß der
vesier
auf zwey oder drey meill aufbreche.
146Nach diesen unndt dergleichen concerten declarirten sich
auch endlich die spahi mit diesem
geding, daß die ianitscharn
voran solten, welches denen ianitscharn auch nit gefallen, in bedenckhung die spahi mit denen andern villeicht
k.° accordo in die mitten
bringen unndt sye dergestalt mehrseithes attaquiren möchten, leylichen resoluirten
- 170r -
sich die spahi voranzumarchiren, legten zur versicherung daß iuramentum
fidelitatis ab, daß sye sich in dieser occasion, wie es die noth erfordere, vine
omni dolo, dapfer und redlich verhalten wollen.
147Warauff alsobalten zum aufbruch ordre geben worden unndt continuo von 1. biß auf den 6. Iulii mehr dann 40.000 oder 50.000 mann mit artigleria undt allem gehörigen kriegspraeparatorien zu roß undt fuß zu Scutari übergeschifft unndt denen rebellischen spahi zu begegnen in Asiam gangen.
148Der
vesier
,
muffti
, kadisleskieri unndt alle die vornembste wahren in persohn mit, hatten
unweith von Scutari schanzen aufgeworffen unndt
ain ordentliches veldtläger schlagen laßen. Die vornembsten officieri von den spahi steckhten ihre standarten auß
unndt publicierten, daß wer unter dem Nebi erdapt
unndt nicht zu seiner standart sich verfüegen wolle, alßbalten zur stuckhen zerhauet
solle werden. Mann hat zwar vermaint, daß der sultan selbst nit werde, weillen er aber noch ein kindt, also hat er
zu syncerirung seines willigen
gemüethes unndt daß volckh - 170v -
desto mehrers zu animiren,
daß fandl ihres propheten Mahomeths geschickht, welches sonsten niemahlen,
es seye dann, daß der sultan selbst zugegen, zu veldt getragen wirdt. Dieses fändl,
alß einige reliquien, truegen allein die so von der mahometischen lini inn einen
verguldten tüechl ungefähr eine viertl meil biß zum läger, da sye hinzugemachet,
stelte sich die ganze armee solches mit höchster reverenz zu empfangen in eine
postur, schluegen die hänndt über die köpf zusammen unndt hebten an neben
unterschiedlichen andern claglichen actionen zu weinen. Endlich kame der
vesier
auß seinem zehlt, neigte sich vor demselben gahr tieff,
name es auß den verguldten tüechl herauß unndt zeigte es der militia, warüber sye
zweifls ohne ein sonderliche consolation gehabt. Aldieweillen sye dieser opinion,
daß sye niemahlen verliern können, wann dieses fändl in veldt stehet.
149Der vesier schickhte den
Nebi einen befelch, daß, wann er anderst des
sultans sclav alsobalten kommen unndt sich vor
ihme praesentiren solle, dene er aber nicht pariert, sonder licenzierte ob - 171r -
gedachten Rescepp aga
, welchen er eine
zeitlang hinterhalten und liesse dem vezir sagen,
er begehre wider die Porten nichts vorzunemben,
sondern allein in etlichen differenzen iustitiam zu suchen, und daß mann dem
muffti
und seinen sohn,
welcher cadi zu Galatha, ihres ambts entseze, solches auch dennen spahi und ianitscharn auf des
vezirs
seithen zu gemüeth führend, ob es nit besser, daß einer
oder zween cassirt werden, alß daß sye sich untereinander ruinirn und sovil taußent
ihr leib und leben lassen miessen, welches dan ieztermelte militia zum thail für
raisonabl erkent, und sonderlich unter den spahien, weiln der
vesir
den 5. Iulii
auf dem rendevous, sich im passirn und repassirn allein vor den ianitscharn und vor dennen
spahien niemahln genaigt, ein
gemurmel (und wie etliche vermaint) mit dem Nebi
gleichsamb meinen heimblichen verstand verursacht. Wegen des
muffti
wolt
sich der vezir nichts erclären, vorgebend es seye
nit der brauch, daß mann dennen rebellen nach ihrem willen thue und dardurch ein
uble consequenz mache, worüber der Nebi desto
hefftiger erbittert mit einer grossen resolution angezogen und vast drey tag
(inmassen mann zu Constantinopl distmite hörn - 171v -
kommen) cononivo starkh wider ihn canonirt worden.
150Unter andern dapfern soldaten so der Nebi gehabt, wäre sonderlich einer nahmbens Katerschiogli. Diser praesentirte sich den 7. Iulii mit einer resoluten parthey auf einen berg Maltepe (vor alters Sant Auxendio genant) unnd liesse nit weit darvon mit einer verborgenen riserva von ein paar taußent mann halten, gegen welchen, als der vezir allein mit dennen deli und seinen aigenen leuthen ohne der spahi und ianitscharn avanzirt, retirirte sich der Katerschiogli etwas zu gedachter seiner riserva hinzue, welche sambt ihme zugleich auf den vezir unversehens loß gangen und ihme vast in die 700 (darunter auch 2 bassa todt unnd 2 verwundt) erlegt, weilen aber des vezirs seine militia secundirte, als namb er die flucht und wendt sich zu dem Nebi so iedoch nit still gehalten, sondern mit seiner ganzen cavalleria, die allein eine armada volante ohne infanteria und artiglerra, zuruckh gangen, worüber der vezir obberürtes fahndl ihres propheten Mahomets alsobalden dem sultan widerumb anhaimb gebracht, von gehabter faction parte geben und zu der nunmehr wider seine rebellen erhaltenen victori glikh gewunschet.
- 172r -151Ob mann zwar dise revolution für gestilt gehalten, wie dann die vornembsten Türkhen auch etwas von der soldatesca alberait widerumb nach Constantinopl gezogen, recolligirte sich doch mehr gemelter Nebi und liesse dem vezir zurentbieten, weilen er ie sehe, daß mann ihm weder in iustitia weder in andern nichts zu seinem contento thue, alß seye er da unnd begehre zu schlagen, dahero der vesier noch selbigen abendt mit allen zuruckh unndt ihme, Nebi, daß haupt bietten wollen. Es eraignete sich aber immitlst unter diesen spahi unndt rebellen selbst eine unainigkeit unndt große disgusti wider dem Nebi, daß sye sub praetextu, alß wann es des sultans befelch unndt die vornembste nit interessirt wehren, so weit persuadiert unndt in effectu alles wider sye seye, wolten wider daß fahndl ihres Mahomets nit streitten, sondern zertheillen sich unndt thatten in Asia mit rauben unndt plündern großen schaden.
152Viel hatten die suspicion ob solte die alte valida mit ihren rebellen undter der deckhen gelegen sein, die vorsichtigkheit aber des großes vesiers wahre so gueth unndt wohl bestelt, daß ihre impresa nit rescieuren können.
- 172v -153 Gleich nun mein hineinraißen in der scharpfisten kälte
geweßen, also hat sich die zurukhraiß hingegen in der grösten hiz und mitte der
Hundstagen begeben, damit
ich derowegen im still ligen, weilen nit aller orthen rathsamb war in dennen heusern
die quartier zu nemben, mich und die meinige von denn so haissen sonnenstrallen,
auch anderen ungewiter auf freyen flachen veldt gleichwoll in etwas saluirn und
beschürmen könte, hab ich zu solchem endt ein schlechten zelt erkaufft. Denselben
ungefähr ein stund von Constantinopl bey einem
dorff Alay Beeg Kay zum besichtigen aufspannen
lassen und den 12. Iulii die mittags mahlzeit
darunter eingenomben. Nach dern vollendung sich mit meiner adelichen aufwarter,
einem Andrea de Thomasis aus Tyroll, des herrn probsten zu
Spital in Oberösterreich vettern ein
unglikhseelig und erbarmlicher fahl zuegetragen, dan als die meinge wegen sehr schön
und gelegener revir sich auf allerley recreationes begeben, haben sich auch etliche
in dem alda vorbey und in canal fliessenden siessen wasser genant, gebadet, unter
welchen sich erwenter de Thomasis befunden. Ob nun
schon die andern treulich und wollmainend ihn als des schwimens unerfahrnen ermahnt
und alda einen gefährlich - 173r -
und dieffen dimpfel mit fingern
und vorgehen gewesen, ihme auch sowoll mit gueten, als leztlich mit scharpfen worten
zuegeschrien, sich nit freywillig so augenscheinlicher gefahr zu nahen, sondern bey
ihnen, wo sye baden und das wasser nit vill uber halben mann tieff zuverbleiben, ist
er dannoch dessen alles ungeacht zu seinem
selbst grösten unheyl nur immer fort gangen, bis er unversehens vom grund und
ihme niemands mehr könten zu hilff komben. Er also elendiglich ertrunckhen und ob mann woll alsobald mit zway
kleinen schüffeln zuegefahren und ihn bey zeiten noch mit strickhen, hakhen und
stangen herauß zu ziehen vermaindt, würde er doch allererst nach verfließung dreyer
vierthl stunden, aber dazumahlen über alles anstreichen unndt stürzen kein leben
mehr in ihme gefunden, also der leichmann mit höchsten unßer aller betrauren unndt
bestürzung in meine quartier geführt unndt des volgenden tags christlich
catholischer ordnung nach zu Galatha, nechst bey
dem verstorbenen herrn residenten Greiffenclau
seelig zur erden bestattet worden. Vivat utergen deo etc.
154Mir seindt uber diesen leydig unndt bedaurlichen casum, alß ich
aller betriebt unndt melancholisch nacher - 173v -
hauß geritten,
nach volgende vers ex tempore beygefallen:
155“In unbekantem fluß sich wöllen baden bsunder nit glauben was man sagt und sicht die gfahr vor sich geht er freywillig drein, so ists hernach kein wunder wann todter man ihn fischt, wie gfischt bin worden ich.”
156
Raguserische bottschaffter haben bey den sultän audienz. Den 13.
Iulii hatten die zween ambassadorn von
Ragusa bey dem sultan audienz gehabt, legten den iährlichen tribut ab und übergaben neben den gewöhnlichen
credentional auch ein memorial, warinnen sie sich beklagten, daß wegen iezigen
venetianischen kriegs ihre beste commercia und sonderlich eine importirende scala
gespörrt, ohne welche sie in die länge den biß hero gelifferten tribut nicht
erschwingen werden, batten so dan die Porten wolle
hiernen remedieren und an alle umbligende bassen ernstlich und gemeßene befelch
schickhen, damit man ihnen in ihren traffiken nichts in weg lege. Und weilen sie der
zeit mit kheiner statt füeglicher zu traffigieren wüsten, alß mit Neapoli und Venedig,
batten sie auch umb licenz, damit ihre commercia dahin gehen möchten, warüber der
vezier
den Sulffi - 174r -
car aga
gefragt, waß Neapoli
für ein statt oder wem sie zugehöre, welcher geantworttet, es seye ein freye statt,
weßen ich mich hoch verwundert, in bedencken das Neapoli dem könig in Hispanien
als ihren ewigen feindt
angehörig.
157
Die raguseische bottschaffter geben mir die
visita. Allermaßen nun vorhero die anderen ambassadorn von Ragusa,
bevorderist gegen EKM und deroselben an der
Porten bleibenden ministren allezeit ein
sonderliche inclination getragen, alß hatten auch dise, solche genuegsamb hierinnen
verspühren laßen, in deme sie beede kgl. gesandte hindan gesezt, mich zum ersten den
14. Iulii visitiert, welches ermelte kgl.
gesandte zweifels ohne hoch andten und ihnen nit gelegenheit heimblich zuverstehen
geben werden. Sonst ist in diser visita nichts particular fürüber geloffen,
offerierten allein ihr treüwilliges gemüeth EKM und
deroselben ministren, wo immer möglich alle dienstliche willfährigkeit zu laisten.
Dise ambassadores pflegen für den vezier allzeit doppelte praesent zu bringen, daß erste in nahmen der
Republica, daß andere in ihren nahmen.
Hatten derowegen den 15. Iulii bey dem
vesier
die anderte audienz und regalierten ihne mit dem, waß
sie ihrer seiths - 174v -
mit sich gebracht.
158 Türckhische solennitet. Den 16. Iulii hatten die Türckhen ein solennitet unnd wahre der sultan selbst durch die statt in die vornehme moschea sultan Solyman, wie auch hiebevor den 21. Maii nacher sultan Mehemet, iedes mahl in schöner pomp und prächtigen aufzug geritten, alß er daß leztere mahl widerumb zu dem seraglio khumben, stunden alda vor der Porten bey zwayhundert baurn und streueten feur auf ihre köpf, nach deme der sultan gefragt, waß dises bedeüte, clagten sie einhelliglich wider die tyranney eines veziers nahmens Musa bassa. Die ursach warumb der Musa bassa wird vom sultan stranguliert. Einer lamentierte sich wider ihn, er habe ihme alles daß seinig hinwegg genommen und in die eüßeriste armueth gesezt, ein anderer clagte, er habe under seinen kindern tyrannisiert und dieselben umbgebracht, der dritte diß, der vierte ienes, also daß diser Musa bassa, welcher sonst auch viel feindt gehabt, des tags hernach den 17. stranguliert worden.
159
Der
muffti
wird mit
seinen sohn, dem cadi zu Galata,
abgesezt, und ins exilium veriagt. Den 19.
Iulii hat man den muffti sambt seinem
sohn, welcher cadi zu Galata wahre,
waiß nit in vidictam des sultan Ibrahims todt oder
den Nebi zu stillen, masul gemacht und an des
muffti
stell den
Bachai Mehemet
- 175r -
effendi eingesezt. Meines allerunderthenigisten erachtens
werden beede rationes betrachtet sein worden, noch hatte man ihne nicht
stranguliert, sondern mit obgedachtem seinem sohn,
ins exilium geschickt, möchte ihme aber in die lenge nicht auß bleiben.
160 Denen raguseischen von mir restituierte visita. Eben disen tag restituierte ich denen raguseischen bottschafftern die visita, welche ingleichenn wie die andere sich gegen mir über iezigen türckhischen governo und sonderlichen wegen der hungerigen ministren, deren vast ein ieder praesent haben will, sehr beklagt, allen zu geben seye unmüglich, dann die Republica di Ragusa ein zeit hero sehr erarmet. Ich sagte, ich hette vermaint die Republica stunde aniezo beßer als niemahlen, dan weilen die venedische scalen wegen des kriegs gespörrt, alle die wahren und kauffmansschafften, sonderlich die vor disem durch Spalatra khommen, aniezo durch Ragusa gehen müeßen. “Ia wohl nit”, antworttete der ältere bottschaffter, “wür halten bey der Porten an, daß man unnß nach Venedig und Neapoli offentlich zu traffigieren erlaube. Die Türckhen wollen aber nit, verbietten unß expresse die commercia mit Venedig, dises ist unser ruin, wür bedörffen wohl ein getreüen rath.”
161
Unser gespräch
wegen der raguseischen commercien. (Internuntius) “Ich wolte der Porten
zuverstehen geben, - 175v -
daß der tribute, so die Republica iährlichen nach Constantinopl lifern last, praecise auß denen commerciis und
kauffmanschafften herrühre, wann dise verbotten, seye es den tribute zu erschwingen
unmüglich, man dörffe sich nit besorgen, daß zwischen Venedig und Ragusa denen
Türckhen was praeiudicierliches erwaxen werde, dann dise Republica sich niemahlen
wohl miteinander verstandten, es seye genuegsamb bewust, waß für feindtseelige händl
bey ihnen vorgeloffen, wie offt an der ottomannischen Porten die Raguseer sich deß halben beklagt, maßen dan vor iahren
der sultan Murath in der audienz in beysein diser
bottschafft dem damahligen großvezier, Bairam bassa, außtruckhlich
mit zorn anbefohlen, er solle dem venetianischen bailo
sagen, wann
Venedig
Ragusam widerumb molestiren oder anfechten
werde, er in aigener persohn die Venediger mit krieg überziehen und bestraffen
wolle, item so hetten sich die Türckhen auch nit zu besorgen, daß Ragusa denen Venedigern oder anderen der Porten feinde einige hülff laisten, sintemahlen
weniglichen bewust, daß Ragusa einige macht
nit habe und darumben undter türckhischen schuz sich erhalten durch gewerb und
khauffmanschafften den iähr - 176r -
lichen tribut
müheseeliglich gewinnen müeßen.”
162(Bottschaffter) “Deß herrn Internuntius reden stimmen mit unserer instruction über eins, alß wann er sie selbst gemacht und aufgesezt hette. Eben wie er unnß treülich rathet, also negotieren wür an der Porten, noch aber wißen wir nit was wür erhalten werden. Wir haben zwar khein krieg, iedoch krieg genueg zu Ragusa vor der statt, wo wegen der rebellierten Morlackhen khein mensch sicher, darzue nemmen die Türkhen gelosia, alß wann wir mit den Morlackhen gleichsamb einen heimblichen verstandt hetten.”
163(Internuntius) “Villeicht wollen ihnen die Venediger sowohl, daß sie denen Türckhen sottomano dises gern persuadiren möchten.”
164(Bottschaffter) “Wür seindt auch diser mainung, dan sie undterlaßen es nit, wo sie ein stückhel unnß erweisen khönnen.”
165Sovil in discursus substantia und haben wir dise beede bottschaffter nach möglichkeit alle ehr und cortesia erwisen, sonderlich der elttere, mit welchem ich noch vor etlich iahren, alß er auch bottschaffter und ich resident wahre, zimblich bekhant unnd vertreülich gewesen.
- 176v -166 Der sultan gibt dem groß vezier einen starckhen verweiß. Den 21. Iulii ließe der sultan den groß vezier rueffen und hielte ihme dises vor, sprechendt: “Du hast vill wider den alten vezier geklagt, daß er nicht wohl guberniert, ich siche noch nit, daß du die sach beßer verstehest, waß ist das vor ein governo daß meine sclaven sich selbst untereinander nidermachen und ruinieren. Ich bin klein, wirst du aber nit remediren, so will ich dir zeigen daß ich groß bin.” Warauff der vezier also balden zu dem Nebi geschickht und ihne zu aquietieren, in specie von zweyen schönen carichen vertröstet, möchte also auch mit disem vezier in die länge kheinen bestandt haben und successive einer nach dem andern, so zu des sultan Ibrahims todt geholffen, bell modo auß dem weg geraumbt werden.
167
Lezte audienz und valediction
beym
großvezier
.
Den 22. Iulii hatte ich die
lezte audienz bey dem groß vezier, übergabe die
capitulations sub sigillo meo et manuscriptione lateinisch, wie oben vermeldt
und empfienge entgegen dieselbige in türckhischer sprach
N.° VI etc. so
ebenfahls in der ersten audienz den 1. Octobris
EKM allerunderthenigst übergeben worden.
sub N.° VI. dise capitulationes in
türckhischer sprach, ob sie zwar durch den dollmatsch
Panioti, ich vorhero wohl durchsehen laßen, hatte er doch die
außlaßung und daß mancament circa reciproca dona in den 8. articul nit in acht
genommen, welche - 177r -
man mir, als ich sye selbst gelesen und
in solchem errore befundten, denuo abschreiben und den gehörigen terminum inseriren
müeßen, gestaltsambe ich sye dann mit einem kleinen pünctl hernach gezeichnet und zu
verhüetung einer falsification, solche vor dem
vezier
zu sehen
begehrt, warüber er gefragt, ob ich dann türckhisch lesen khönne und antworttete man
ihme, gar wohl, deßen er sich verwundert. Und wurden mir berührte capitulationes
alsobalden gewisen, in meiner gegenwart verpetschirt, und alß dan eingehendiget.
168Nach disem rueffete der vezier ihren internuntium, den Hassan aga
, übergabe ihme an
EKM des sultans credentional, welche er in dieffester reverenz empfangen.
Sonsten wahre der vezier in diser lezten audienz
sehr freündtlich, ließe neben anderen bey ihnen gebräuchigen ceremonien 14
cafftan under die meinige außgetheilt. 14 cafftan außtheillen, bezeügte,
wie daß sie erst hinfüro guete freündt wollen sein, namen also voneinander auf daß
freündtlichist urlaub, umbfangten unß und endete sich auch dergestalt dise audienz.
Was im übrigen hierbey discuriret worden, hab ich in meiner ander - 177v -
ten relation außgeführt.
169
170An dem ufer des meers, wo ich ans landt gestigen, hatte der patriarch durch seine officieres mich alßbalden bedienen, durch das statt thor biß ins patriarchat beglaiten und alda im vorhof von den vornembsten metropoliten widerumb empfangen und in die kirchen führen laßen.
171Vor dem sanctuario wahre nach der griechischen
manier für mich auf der erden ein teppich mit einen küß auffgebraittet, als ich mein
gebett verricht, zeigten mir - 178r -
die metropoliten daß sanctuarium
ihrer reliquien, nemblich ein stückh von
der säul, daran Christus der herr solle gegeißlt
sein worden und zwen heylige noch unverwesene cörper, volgendts führten
sie mich widerumb hinauß und khame mir gleich vor der kirchen entgegen der patriarch selbst, umbfangte mich ganz freündlich,
gabe mir die rechte handt unnd führte mich bey dem linckhen arm in sein zimmer, alwo
ein kleines tischl und zwen seßel nebeneinander gestanden, warein ich mich zur
rechten sezen müeßen.
172
Des patriarchen sonderbahre affection gegen EKM. Der patriarch
bemühete sich mit villen kräfftigen worten gegen EKM
etc. und deroselben ministren, sonderlich aber gegen mir, sein dienstliche affection
zu demonstriren, schäzte ihme dises für ein absonderliche gnad, mich in seinem
patriarchatu zu sehen, fragte umb EKM etc. guete
gesundheit und wo dieselbe sich befinden, von herzen wünschendt, der allmächtige
dieselbe bey langwühriger prosperitet erhalten und wider dero feindt, victori sieg
und triumph verleihen wolle, damit auch durch ihre siegreiche waffen die arme
betrangte griechische kirchen von der barbarn tyranney einmahl erlöst möchte werden,
erzehlte, - 178v -
mir vil von iezigem wunderlichen
türckhischen governo, das nichts beßers, sondern von tag zu tag mehr übels zu verhoffen, vermeldete auch er wiße gar wohl was für
ein lieb, confidenz und große vertreülichkeit zwischen mir und dem patriarchen
de Verrea gewesen, man finde noch in
patriarchatu meine schrifften, wie da ich neben dem bailo
Contareno, beede patriarchen de Verrea und Patalaro, nach langen
zwischen ihnen gewesten zwitracht, widerumb verglichen.
173Der doctor Scokardi wahr unser dollmatsch, welcher meine sentimenta dem patriarchen explicirte, sonderlich das die Griechen undereinander nit ainig, sich selbst verfolgen und hierdurch die orientalische kirch in ruin und verderben sezen, welche dan nach Gott auch mir billich in etwas verobligiert, in deme ich mich zu meiner zeit sovil bemühet, daß der vor disem albereit plantierte Calvinismus nit weiter eingreiffen, wie dan zu des calvinischen patriarchen Cyrilli Lucari zeiten, der mit der andern beeden ruin widerumb zu dem stuel getracht, durch herrn Contareno und mich, obgedachte patriarchen Cyrillus de Verrea und Patalaro vereinbart und verglichen worden.
174
Der patriarch
- -
empfangt EKM schreiben mit
höchster reverenz Es wuste der Patriarch vorhero, daß ich ein ksl. - 179r -
schreiben an ihne hette, begerte aber ich wolle ihme solches in secreto einhändigen,
wie es dann auch beschehen, und nit allein meine leüth, sondern auch seine metropolitan abgetretten.
175So baldt ich EKM etc. allergnedigstes schreiben hervor gebracht, stunde der patriarch auf, empfieng solches mit höchster reverenz, kuste es, und berührte damit sein haupt, schäzte es auch ihme für die gröste gnad, daß EKM ihne sovil gewürdiget, offerierte alle möglichkeit, zu allen begebenheiten, deroselben treulichist zu dienen, seye ihme herzlich laid, daß ich so geschwindt von Constantinopl abraise und die gelegenheit, seine devotion mit mehrerem zuerzeigen, ihme benommen werde, müeste also die guete freündtschafft hinfüro mit schreiben ersezen und continuiren.
176Weilen diser patriarch des Lupulo, fürstens in der Moldau
creatur, und diser fürst kurz zuvor mir ein brieffl
von Wienn überschickt, hatte ich mit dem patriarchen discuriert, ob man nit durch Moldau ein heimbliche correspondenz auffrichten, und
biß weillen schreiben hin und her schickhen khönne, welches der patriarch für ein leichte sach hielte, mit
herzlichen verlangen, - 179v -
daß er zu zeiten etwas neues von
mir haben möchte, er getraue ihme gar wohl durch Moldau ein correspondenz zu incaminiren, das die brief sicher
durchkhommen möchten, gedachte also ich auch auf andere mittel und weeg damit
(weilen in Türckhey wegen des venetianischen
kriegs die schreiben so hart fortgehen und die geheimbe correspondenz durch Ofen auch nit würcken will) EKM von
der Porten desto öffter avisen einlangen
möchten.
177 Vagierenden Griechen solle man khein glauben geben. Mit dem patriarchen wurde ich zured wegen eines griechischen pfaffen oder calogiro, welcher vor einem iahr an EKM ein schreiben nacher Prag gebracht, so von iezigem patriarchen sein sollen, warvon er khein wort gewüst, vermeldent, er hab sich an EKM zu schreiben niemahl unterstehen dörffen, man solle dergleichen landtfahrern, welche under seinem nahmen fictitia bringen, kheinen glauben geben. Nach allerley guetem gespräch führte mich der patriarch in ein anders zimmer, allwo inmittls die metropoliten und meine auffwartter gewesen.
178Hier wahre auf einer langen tafl von allerley con - 180r -
- 180r -
fect für gewiß ein stattliche collation in bereitschafft. Zu
obrist an der taffl seindt wür, der patriarch
zur linckhen und ich zur rechten, zimblich lustig mit allerhandt gueten gesprächen
vast in die zwo stundt geseßen und hatte in EKM
gesundtheit der patriarch einen rundt trunckh
mit villen seegen und benediction stehendt herumb gehen laßen, erzeigte mir in summa
alle cortesia und höfflichkeit
und beglaittete mich selbst im abschaiden durch den hoff biß zum thor des
patriarchen, nambe auf das freündlichste urlaub und ließe mich durch die seinige
widerumb durch daß stattthor biß zu dem ufer des meers accompagniren.
179 Restituierte visita vom patriarchen. Die visita restituierte mir der patriarch mit seinen vornembsten metropoliten den 27. Iulii. Ich thatte ihn mit gleicher cortesia und ehren empfangen, auch mit einer schönen collation von allerley confect tractieren.
180
Discurs von der griechischen und
deren uneinigkeit mit der römisch catholischen kirchen. Der patriarch bezeügte abermahlen mit teurn worten, wie
hoch ihne EKM etc. allergnedigstes schreiben
erfreyet, inmaßen er mir dan die hierauf gehörige antworth in demueth überschickhen
wolle, zum - 180v -
höchsten bittendt, ich wolle bey EKM ihme und sein verlaßene orientalische kirchen
mündtlich meliori modo recommendiren, mit vereren vermelden, die christliche
potentaten, bevorab EKM etc. der Christenheit
hochstes haubt billich darob sein und helffen solten, damit dise betrangte kirch,
welche schon in extremis nit ganz und gar undtergehe und durch der barbarn tyranney
zu nichten gemacht werde. Exaggerierte in summa über die maßen sein und seiner
kirchen ellendt, gleichsamb vermeinent die christlichen potentaten, umb daß dieselbe
nit helffen daran schuldig seyen, warauf ich nachvolgender weiß geantworttet, der
herr patriarch hette sich billich zuerfreuen, daß die
römisch ksl. Mt. etc. durch mich ihne freundlich
salutiert und geschriben, khönne vergewißen, daß dieselbe ihne, herrn patriarchen, und seiner betrangten kirchen zu
helffen genaigt sein mit der hülff, aber welche die griechische patriarchen in
Orient bedorffen, fielle ihnen wegen der so
vil iahr geführten krieg schwär beyzuspringen. Ich zweifle zwar nit, wann es anderst
wohl angelegt, wird sein die römisch ksl. Mt. etc.
vor all anderen potenta - 181r -
ten mitler zeit das
ihrige gern thuen werden, könte beneben hierbey auch nit verhalten, daß die
christliche catholische häupter ob diser orientalischen griechischen kirchen sich
nit ein wenig scandalisiert, in bedencken, das dieselbige mit der römischen kirchen
sich nit recht verstehen und ehender in Orient
den Calvinismum introduciren wollen. Dahero sye dan in gefahr stehe und da sie auch
zu grundt gehen, solte nit die christliche catholische haupter, sondern die Griechen
selbst daran schuldig seyen. So währe mir noch unentfallen, waß gestalt ich die
wenige zeit, so ich zu Constantinopl gewesen, mit
undterschiedlichen Griechen discuriert und auß etlichen deren reden sovil
vermerckht, daß unter ihnen große uneinigkeit, ia ihrer vill seyen, welche lieber
heut alß morgen den patriarchen vom stuel
verstoßen und darvon bringen möchten. Mann sueche bey den vornembsten türckhischen
ministren durch gelt daßelbige zu practiciren, hingegen auch der patriarch durch geldt und geschanckhungen widerumb
contraminiren, sich dergestalt im stuel erhalten und continuo in gefahr leben müeße,
warumben dan die christliche catholische potentate dem patriarchen mit gelt zu begegnen - 181v -
hart
zu vermögen, alldieweillen ihnen bewust, daß under den Griechen khein einigkeit und
also ihnen nichts zum besten, sondern alles denen Türckhen zutheil werde. Die
uneinigkeit unter den Griechen bekhente der patriarch selbst, meldete aber darbey, wie er von kurzer zeit hero
seine feindt versöhnt und dero gemüther an sich gezogen deren intent aniezo nur
allein, wie sie ihne, patriarchen, im stuel
stabilieren und erhalten mögen. Er erzehlte viel von dem moldauischen fürsten
Lupolo, wie er disen mit dem wallachischen fürsten coniungiert und zu freündt
gemacht, dahero er dan an beeden große patronen habe, wurde ihme aber uber alles
sein, wann er bey EKM etc. auch hülff und assistenz
erlangen khöndte, thätte großes anerbiethen gegen dem Reniger demselben gewißlich in allem, wo sich die occasion eraignen
möchte, zu dienen, vermainte immer, daß man wegen überschickhung der brieff durch
Moldau ein correspondenz anstellen khönne,
offerierte sich dem fürsten Lupulo desthalben zu
schreiben. Dises in substanz beeder visiten.
bis
181
Von der Porten wirdt ein iüdischer arzney
doctor auß Portugal und renegat nach Spanien geschickt. Es ist in meiner anwesenheit zu
Constantinopl mir undterschiedliche mahl zu
ohren khommen Spanien tractiere mit dem groß türckhen frid. Der franzößische bottschaffter daselbst, auch der venedische bailo
, hatten - 182r -
destwegen
große ialosia und verdacht,
dise tractation gehe durch meine hände. Es mangleten nit leüth von ihnen beeden mit
vleiß dahin bestelt, umb das sie invigilieren und, wo müglich, von mir etwas herauß
fischen sollen. Ich aber hab versichert, das ich darinnen nichts nit wiße.
182Endtlichen, und zwar khurz vor meinem abraisen, sagte mir ein gewiße persohn in vertrauen man habe in diser materia den grundt erfahren. Der sach seye nit anderst, Spanien tractiere mit der Porten fridt, es müeße der groß vezier schon große capara haben, weillen er selbst in einer occasion sich gegen dem franzößischen bottschaffter verlauten laßen, er wolle machen, daß ein spanischer ambassador werde an die Porten khommen. Zu dem seye gewiß und war, das ein iüdischer doctor vorherkhommen, ein Portugeser (so vor iahren zum türckhen und nacher des Haydar bassa, cappuggi bassa worden) den iüngst verstrichenen 17. Iulii mit schreiben vom groß vezier nach Hispania fortgeraist, daß also an disen tractaten gar nit zu zweifflen.
183
Ich ließe urlaub nemmen von allen
christlichen repraesentanten. Demnach ich dan iezt beschribener maßen,
durch besondern beystandt Gottes, die von EKM mir
anvertraute internuntiatur, treugehorsambister schuldigkeit und aller meiner
geringfüegigen möglichkeit - 182v -
nach gehöriger orthen
hoffent zu dero gnedigsten contento abgelegt, von der Porten auch hierüber expediert und mit nothwendigen fuhren versehen
worden, habe ich durch meinen stieffsohn und den
dr. Mezger bey obbemelten herrn
bottschaffter und repraesentaten, wie auch dem patriarchen nechst dienstlicher empfehlung freündlich urlaub nemmen,
welche alle hin widerumb praemissis curialibus und nochmahliger syncerirung ihres genaigten dienst
freundlich willens, mir und der ganzen comitiva vill glickh auf den weeg wünschen laßen mit verneren vermelden,
sie erfreuen sich zwar eins theils mit mir, daß ich mit so gueter unnd erwünschten
verrichtung widerumb nacher hauß ziehe, anderer seiths aber seye ihnen sehr laid,
das ihnen durch mein abzug die gelegenheit mir zu dienen und in so gueter freündt
entgehe, wollen doch an meiner statt dem Reniger
alle mögliche dienst, hülff und assistenz erzeigen und im werckh selbsten verspihren
laßen.
184
Mein aufbruch und
zuruckhraiß.
Darauf ich den 5.
Augusti den auffbruch (zu welchen der patriarch mich mit allerhandt victualien stattlich regaliert) in
nahmen des allmächtigen gemacht, meine caravana voran geschickt, des andern tags
nach gevolgt, den 7. zu Silivrea dem Reniger, Paniotto und andern gueten freündten, so mich biß dahin
beglaittet, valediciert und den
8. zu Cziorli
ankhommen, all - 183r -
Der sprachknab Zemper khombt mit
seiner expedition glückhlich zu mir. wo ich durch den sprachknaben
Zemper
EKM etc. allergnädigste undterschiedliche schreiben
mit undterthenigister reverenz empfangen, weillen aber alles in ziffer geschriben,
und wegen khürze der zeit nit so geschwindt unnd eylfertig khönden dezifferiert
werden, zumahlen der Hassan aga
zum fortzug immerzue angetriben, alß
habe ich ihne, Zemper, mit denen brieffen an den
bailo
zu Constantinopl
fortgeschickt unnd vom 12. auß Adrianopl dem Reniger
alles deßen parte geben, so zu seiner nachricht und vorderist EKM etc. diensten ihme zuwißen "
vonnöthen wahre.
185
Unerhörtes greüliches ungewitter zu
Hapsa. Zwo nächt zuvor, ehe daß ich
zu Adrianopl angelangt, erhebt sich zu Hapsa ein solches starckhes, ungestimmes und selbiger
orthen bey menschen gedenckhen nie erhörtes wetter, daß, wann dasselbige auf dem
veldt meine caravana angetroffen, so wohl viech als menschen in höchster leib- und
lebens gefahr gestanden währen. Dann es nit allein etlich stundt lang wie die baumnuß große haglstein und vill
centen bley von den tächern der moschea, spitall, han unnd badts hin und her geworffen, sondern auch manß
- 183v -
dickhe bäum theils auß der wurzl umbgerißen,
theils mitten entzwey und auf dem veldt die vögl und schaff erschlagen, wie dan die
meinigen in einem kleinen plazl mehr als über die vierzig starckhen von disem wetter
hingerichter gezehlt haben, so die Türckhen für ein böses omen gehalten.
186
Ein türckhischer
corrier wirdt mit scharpfen befelchen an
die gräniz bassa geschickt, aller hostiliteten gegen EKM etc. sich zu enthalten. Durch occasion eines
türckhischen corriers, welcher von der Porten an die bassa zu Ofen
,
Temeßwar
,
Canischa
, Erla und andere sowohl hoch alß nidere befelchs haber
scharffe mandata ob sich hatte, craft deren man sich ihrer seiths bey höchster deß
sultans ungnad aller feündtseeligkeit,
straifferey unnd hostiliteten gegen EKM etc.
gränizen enthalten solle, neben beygefüegter erinderung, das mit dero selben der
fridt widerumb auf 20 iahr prolongiert, hatte ich von gedachtem Adrianopl
Der dr. Mezger fertige ich auf
der post zu eurer Mt. etc. ab. meinen
hoffmaister und secretarium den dr. Mezger
undterm dato des 13. Augusti zwar wegen khürze der
zeit nur mit einem summarischen eylfertigen bericht meiner wenigen verrichtung,
abgefertigt, doch weillen er allen tractationen und negotierungen persöhnlich mit
und beygewohnt, auf sein mündtliche relation und von mir ertheilte instruction mit
mehreren mich beziehendt,
Er
khombt glickhlich an. allermaßen er dann den 28. eiusdem bey seiner glückhlichen ankhunfft die mitgegebene schreiben
sowohl an EKM etc. alß etliche deroselben herrn
geheimbe - 184r -
räthe zurecht nacher Eberstorff allerunderthenigist und gehorsamblich überbracht, von
höchstgedacht EKM
Wirdt allergnedigst zuruckh an mich expediert. und löblichen
hoffkriegsrath darüber widerumb eine allergnedigste und gnedige expedition
empfangen, und mir dieselbe den 15. Septembris zu
Ofen wohl eingeraicht und überlifert, Mein zuruckhkhunfft nacher Ofen.
Mein comitiva halben theil
erkranckt. Ein geistlicher davon
stirbt. als ich mit meiner comitiva (deren vast der halbe theil under wegs erkranckht) doch Gott
lob außer eines geistlichen prister Marcelli
ord. minor. s. Francisci, so alhie den 28. Septembris
in seinen convent durch ein hungarisches fieber die schuldt der natur bezahlt, alle
widerumb gesundt worden des tags zuvor daselbst inmittls auch widerumb
angelangt.
187
Vezier
fragt den dr. Mezger ob man in der
Christenheit die prolongation gehrn gehört. Sein, Mezgers, antwort. Ihne, dr.
Mezger, fragte der
vezier
, bey welchen er sich dem gebrauch
nach zuem ersten anmelden müesste, ob er schreiben an ihm mitbringe, und als er von
ia geantworttet, sye wehren aber in meinen paquet eingeschloßen, vermeldt der
vezier
verrers zu ihm: “Ihr werdt mit eüerer ankhunfft und
obhabenden commission daroben guete erwünschte und fröliche zeitung wegen des von
neuen mit der Porten verlängerten fridens gebracht
haben.” Des dr. Mezgers antwort wahre, gleich
wie er von Constantinopl biß nacher Ofen under dem armen baursvolckh und underthanen
destwegen ein sonderbahres allgemaines frolockhen verspührt, - 184v -
also habe solche zeittung bey dem gemeinen, alß ohne diß zum friden
genaigten mann in der Christenheit auch ein große, bey denen soldaten aber ein
schlechte freud verursacht, dann dise streitbahre leüth, welche aniezo schon gewohnt
den ganzen rauchen wintter im freyen veldt zu ligen, lieber widerumb einen
gegentheil und widerpart gehabt hetten, nach dem, Gott lob, nunmehr der friden
zwischen denen christlichen potentaten völlig geschloßen und stabiliert seye.
188Sonst hat in meinem heraußraisen denckhwürdiges sich verrer nichts zu getragen, alß das ich zu Barakin vom Reniger durch einen türckhischen corrier schreiben erhalten, deren inhalt ich vermittels des richters von Altofen über Comorn, gleich als ich zu Ofen ankhommen EKM etc. allerunderthenigst überschriben.
189
Erste audienz beim
vezier
.
Den 16. ließe mich der
vezier
durch vill cziaußen zu pferdt und fueß in divan zur audienz rueffen und befragte mich nach
beschehener salutation und freündlichen empfang, in ein und anderem von meiner an
der Porten gethanen verrichtung, und was in
EKM etc. nahmen ich daselbst guets geschloßen.
Disem hab ich nechst einhändigung der vom dr.
Mezger an ihne mitgebrachter zwey schreiben geantworttet, er werde
zweifels ohne deßen alles schon zuvor guete nachrichtung haben, könde auch solche
mit mehrern umbständten von dem ihrigen internuntio
- 185r -
vernemmen. Er aber stellte sich, als wann er ainiges
wißen nicht darvon hette, darüber ich ihme in genere gesagt, daß der friden von
neuem auff 20 iahr geschloßen und zwischen beeden großmächtigisten kayßern vestiglich gehalten werden solle, es
seye nunmehr zu trost und ruhe der armen underthanen ein guetes fundament und
steiffe grund vest gelegt. Er, herr
vizier
, solle seiner
seiths dises fridliche gebäur helffen vollführen und dahin cooperiren, das es also
beständig dabey verbleibe Dem
vezier
hielte ich
für wegen hinweggenommenen reverenz viechs den herrn grafen von Puchaim etc. und daß er vom spolio participirt. und hingegen seinen
undergebenen gränizern kheines wegs gestatten, daß sie nach ihrem muethwillen die
unserige mit allerhandt hostiliteten attaquieren. Allermaßen sie dan gar neülich dem
veldtmarschall und obristen zu Comorn, herrn
graffen von Puchheimb, der die ganze zeit
seines tragenden commando sowohl mit ihme, herrn
vezier
, alß deßen
vorfahren alle guete nachbarliche freündtschafft continuo gepflogen, das reverenz
viech feindtseelig unnd rauberischer weiß hinweggenommen, zu dem man, welches am
allernachdenckhlichisten, gewiße nachricht habe, das er,
vizier
, von
disen spolio etlich hundert reichesthaller werth empfangen und
participiert hette vill anderer verüebten fridtbrüchi - 185v -
gen attentaten zugeschweigen.
190 Des veziers entschuldigung. Von der participation wolte der vezier ganz nichts wißen, khundte doch das factum an sich selbst nit widersprechen und wolte es ihrem gebrauch nach mit denen Ungarn beschönen und entschuldigen, mit vorgeben, dise wahren iederzeit die anfänger und die erste im straiffen, deßen aber alles ein gründtliche ursach, daß ihnen ihre bezahlung und lebens mittl nit geraicht werden, die anderte seye, daß die obristen nit allzeit in loco seyen, sondern nach belieben von und zueraisen, dardurch denen gemainen soldaten ihrem gefallen nach zu hausen gelegenheit gegeben werde, befragte mich zugleich, ob dann die gräniz obristen von ihren anvertrauten vestungen, wann und so offt sie wollen abraisen und dieselbe verlaßen khönden? Mein antwort wahre, ob schon biß weillen die herrn generales und obriste auß gewißen ursachen zu EKM oder anderwerths hin wichtiger geschäfften halber verraisen, seyen doch allezeit deren nachgesezte officier und befelchs haber gegenwertig, welche deren stöll vertretten und in den vestungen commandierten.
191Und nach dem ich ihme zimblich starckh zugerendt,
meiner von ihme auffgehaltenen brieff halber und zu - 186r -
gemüeth geführt, daß solches denen getroffenen capitulationen und ihrem achte name
immediate entgegen, hat er es mit lähren außflüchten excusieren wollen ich aber ihme
nit angehen laßen, sondern replicierte, ich gelebe der hoffnung daß ins khünfftig die brieff schleiniger hin unnd her
werden befürdert werden.
192
Ich urgierte starckh die
erledigung des pfarrers von Zarnocha. Auff dises urgierte ich inständig
die entledigung des pfarrers von Zarnocha,
Georgii Martoczi, und zwar umb sovil mehr,
weillen er in verrichtung des gottsdienst und nit als ein soldat auf dem straiffen,
also ganz unschuldiger weiß gefangen worden, von welchen EKM etc. auß Eberstorff vom 7.
Septembris durch den dr. Mezger, mir gnädigst
unnd beweglich zuegeschriben.
Veziers
antwort
hierauf. Der
vezier
gabe darauf vor, daß erstens dises
nit in zeiten seines vezierats, sondern noch zuvor beschehen seye, über das hette
ihne der herr graf von Mansfeldt schrifftlich
versichert, das eben gegen disem geistlichen sein
veziers officier einer nahmens Mustaffa, den
der herr graff Bathyani in handten, außgelöst, so
baldt nun solches auf unnserer seithen vollzogen, auch der priester
ohne ainzigen entgelt loß gelaßen werden
solle. Dises schreiben - 186v -
begehrte ich mir zu
communiciren, so der
vezier
alß baldt verwilligt, damit sich
dan die audienz geendet und diser zween puncten mehrere erörterung, insonderheit
auch wegen mänge der umbstehenden Türckhen, in deren gegenwart niemahlen etwas
fruchtbarliches umb ihr offentliches einschreyen willen zu negotieren, auf eine
privat conferenz verschoben worden.
193 Privat conferenz mit den vezier , über dises was gestert in publico vorkommen. Dise wahr auf nechst volgenden tag den 17. Septembris, in welcher doch villmehr curiose, alß hieher gehörige discurs fürüber gangen und wür zween allein in beysein des Hussain cziaus miteinander geredet. Ich treibte insonderheit starckh widerumb auf die erledigung des pfarrers von Zarnocha , mit welchem der dr. Mezger in seinem zuruckhraisen zu Graan selbst geredt. Der vezier aber verblibe bey seiner gestrigen außredt und zeigte mir des herrn grafen von Mansfeldt schreiben in originali.
194Wegen der vom beeg zu Graan wider herrn grafen von Pucheimb und sonsten verübten insolenzien, solle ich nur vier wochen gedult tragen und stillschweigen, ich werde gewiß sehen, daß er destwegen außrichtung thuen und den beeg mit ungnaden absezen werde.
195Widerholte darauf sein befragung, wie mein expedi - 187r -
dition darinnen zu Constantinopl abgangen und begehrte alles und iedes von mir in
specie zu wißen, insonderheit aber wehr seine guete freündt oder feindt an der
Porten währen. Zur beantworttung referierte
ich mich in ain und anderem wie angestert auf des Hassan
aga
mehreren
bericht, ich meines theils hette darinnen nichts als alles liebs und guets von ihme,
herrn
vizier
, gehört und verstanden.
196 Lezte audienz und valediction. Den 19. Septembris wahre die lezte audienz und valediction in offentlichen divan bey dem vezier , dabey aber nichts sonders vorgeloffen, alß das er, nechst hin und her 10 cafftan außgetheilt, sambt einem stuckh tuech.gewexleten ceremonien, danckhsagung und glückhwünschung, ihren internuntium, den Hassan aga , bestens recommendiert und hernach under die meinigen zehn cafftan Waß der Sultan, groß vezier und bassa zu Ofen mir verehrt. sambt einem stuckh tuech außtheillen, mir aber ein türckhisches pferdt verehren laßen, dergleichen auch von dem sultan darinnen beschehen und von den iezigen groß vezier vier cziausluck oder erlaubnußbrieff, sovil cziaussen zu machen, sambt zween gefangenen auß dem schwarzenthurm, so beraiths auf etlich tausent reichsthaller ranzioniert wahren, praesentiert worden, welche ich anderen, so mich darumben gebetten, widerumb geschenckht habe.
- 187v -197 Auffbruch von Ofen. Den nechst volgenden 20. bin ich sambt dem Hassan aga von Ofen aufgebrochen, und den 21. zu Dottes angelangt, alda man unnß von selbiger vestung mit fliegenden fahnen und einer compag. hussarn ein meil weegs entgegen khommen, freundlich empfangen und ich in dem schloß, die Türckhen aber in dem marckht einlosiert worden.
198 Ankhunfft nacher Dottes und lamentation selbiger besazung. Baldt zu meiner ankhunfft widerholten die besazungs officieri ins gesambt die zu eingang diser meiner gehorsambisten relation erzehlte beschwärden unnd ihres anvertraueten plazes ellenden zuestandt und nothleiden mit größerem wehklagen alß zuvor, mich inständig bittendt, bey EKM etc. underthenigst umb remedierung und dermahlen einst würckliche verschaffung der unentpöhrlichen lebensmittl zu intercedieren, insonderheit aber beklagten sich die teütsche büchsenmaister und constabl, recommendierten mir flehentlich dero schrifftliches underthänigstes supplicieren, so EKM etc. ich in meiner gehabten ersten audienz den 1. dits monaths Octobris gehorsambist überraicht habe und nochmahlen allerundterthenigist bitte, diser eüßerist betrangten und hoch importirenden vestung, auch der besazung so lange zeit getragener gedult, gnedigst zugedenckhen unnd würckhliche verhelffung und vorsehung gemeßen anzubefehlen.
199
Die Türckhen - -
hauen
die unß entgegen geschickte convoia auß Papa
nider. Zu abendts alda erschalte die traurige post, daß die stull - 188r -
weißenburgerische Türckhen, zwischen
Raab und Comorn, die unß beeden internuntiis von Pappa auß
entgegen geschickte convoya, von ungefahr vierzig pferdten, theils erbarmlich nidergehaut, theils gefangen hinwegg
geführt und nur etlich wenig darvon sich salvirt hetten.
200
Exaggeration diser grausamen that,
gegen dem Hassan aga
und
bassa zu Ofen
, von herrn veldtmarschalch von Pucheim und mir. Dise
grausambe zuvor niemahls an denen gränizen erhörte und aller völckher recht schnur
strackhs zu wider strebende that und feindseeliges verbrechen hab nit allein ich dem
Hassan aga
alß baldt, sondern auch zu Comorn der herr veldtmarschalch graf von
Puchheimb (welcher unnß beede daselbst ansehlich und stattlich
tractiert) auch alle cortesia
ehr und freündtschafft erweisen, starckh und hefftig remonstriert, daß auch solches villmehrers ihme und dem
bassa zu Ofen
,
vorderist aber ihrem kayser zum spott und affronta
geraiche. Herr graf von
Puchheimb etc. empfängt den Hassan aga
, und mich stattlich zu Comorn.
Der Hassa
aga tragte hierob ein großes mißfallen und contestierte, daß es ihme
herzlich laid, mit versicherung, das der
vezier
(welchem ich
sambt ihme, Hassan aga
, gleich von Dottes
auß hierundter auf das beweglichist zuegeschriben) davon die geringste wißenschafft
nit habe, bey disem wolle er eüßerister möglichkeit nach durch absendung eines
aigenen corriers dahin sich interponieren, - 188v -
das nit allein über die delinquenten scharff inquirirt
und selbige nach aller ungnadt abgestrafft, sondern auch die gefangene von diser
convoia alsobalden ohne einzige ranzion widerumb loß gelaßen werden sollen.
201 Ankhunfft auf Raab. Den 24. khamen wir auf Raab, allwo beede EKM etc. hoffcammerdiener, Pröllman und Diez, den Hassan aga empfangen und mit allen notturfften versehen, Hungarisch Altenburg.wie ingleichem den 25. zu hungarischen Altenburg Pruckh an der Leyta.und den 26. zu Pruckh.
202Ieztbemelter statt
burgermaister, richter und rath Dieser statt willfährigkeit und dannenhero gehorsambiste
recommendation. unangesehen sie durch sovil lange kriegs läuff
einquartierung und anlagen sehr erarmbt und abkhommen, haben iedoch nit allein dem
türckhischen internuntio, sondern auch mir
allen vorschub und vorsehung mit einlosierung, speiß und tranckh, auch füetterey für
die pferdt und stellung der fuhren und fürspann williglich und nach allem vermögen
gethan. Mich aber absonderlich sowohl im hinein, alß iezt im heraußraisen mit
verehrung des weins, visch und habern zu mehreren demonstrierung ihrer pflicht schuldigisten devotion
gegen EKM regaliert und deroselben ihr anvertrautes
stattwesen und gesambte
getreugehorsambiste burgerschafft under - 189r -
thenigist zu recommendieren gebetten.
203 Meines anvertrauten waldtambts officieri empfangen mich mit einer compag. zu pferdt und fliegendten standarten. Den 27. wurde ich zur Schwechat durch des von EKM etc. mir gnedigst anvertrauten waldtambts officieri mit einer compagnia von 50 pferdt unnd fliegender standarten ansehenlich empfangen unnd biß in mein wohnung nacher St. Margrethen beglaittet. Der Hassan aga , welcher ob dißem empfang ein sonders wohlgefallen getragen, verblibe mit seiner comitiva und entgegen geschickhten commissarien zu gedachter Schwechat.
204 Der Hassan aga wird alhie stattlich eingeholt. Und dieweilen mich die Türckhen aller orthen, insonderheit zu Constantinopl, wie oben an seinem orth vermeldt, gar stattlich und vast einen großen bottschaffter gleich empfangen, alß haben EKM auf mein allerunderthenigst und unmaßgebliche information, ihr auch gnedigst belieben laßen, daß der türckhische internuntius in dero haupt und residenz statt offentlich eingeholt und biß in sein loßament geführt werde, gestaltsambe dan den 29. Septembris an St. Michaelis tag mit schöner ordnung unnd solennitet solches beschehen unnd vollzogen worden.
- 189v -205 Underthenigste übergebung der geschloßenen capitulationen in Latein und türckhischer sprach. Warüber bei EKM etc. ich den ersten Octobris allergnedigste audienz gehabt unnd dabey die auf dero ratification mit der Porten getroffene capitulationes sowohl in Latein under meiner fertigung alß die zu meinem abschiedt zu Constantinopl von dem groß vezier in türckhischer sprach empfangene beede in originali, sambt des griechischen patriarchen beantwort schreiben, allergehorsambist eingehändigt und übergeben.
206
Wie es mit der geheimben correspondenz beschaffen.
Betreffend nun die geheimbe correspondenz, woran EKM
etc. sehr viel gelegen, haben ich wegen der gefahr, so in ansehung des iezigen
venetianischen kriegs umb soviel größer, für die ienigen, die hierinnen dienen für
ains und so dan fürs ander, umb daß man die leüth nit bezahlt, in dißem puncto große
difficulteten gefundten, zu solchem werckh hat sich kheiner anderst brauchen laßen,
sondern iährliche provision sambt der spesa auf briefftrager und botten absonderlich
und zwar vor hinein erlegter haben wollen maßen ichs dan vast auf solchen schlag mit
einem raguseischen khauffman in
Belgrado
aggiustieren und veranlaßen
müeßen, wie auß beygelegtem vergleich in original sub N° mit mehrerem zusehen. Unnd
ob ich schon vermeint mit denen zween correspondenten in
Soffia
unnd - 190r -
Offen einen
geringeren accordo zu treffen, so hat sich doch der zu Ofen
schon erklärt, daß er nit weniger, alß der in Griechisch
Weißenburg
nemmen wolle, gibt vor, wie es dan auch nit
anderst, das er gleich dem andern der gefahr undterworffen und außstehen müeße.
Vermuethlich wirdt der correspondent in Soffia eben auch dises praetendiren, derhalben geruhen
EKM etc. ohne mein gehorsambistes maß geben
allergnedigst anzubefehlen, das man mit nechsten corrier widerumb dreyhundert thaller dem Reniger, welcher dises ganze werckh führen und manegieren mueß, für
dise correspondenten ohnfählbarlich hineinschickhe, dann einmahl ohne pahres geldt
khan dises werckh kheinen rechten gang und schwung erraichen, sonderen wirdt für
unnd für in der biß hero practicierten imperfection verbleiben.
207
Des herrn Greiffenclau seelige schulden item die empfangene gelder für den
Reniger, Panioti, sprachknaben und correspondenten betreffend. Waß anbelangt
des verstorbenen residenten herrn Greiffenclau
seelige hindterlaßene schulden und die zu abstattung derselben von der löblichen
hoffcammer mir ad interim mitgegebene 6.000 thaller, ubergib ich absonderlich derselben nit allein
umb sechs - 190v -
sondern noch umb dreytausent thaller darüber, unnd also über
9.000 thaller (welche ich so guet
mir nach gelegenheit des orths immer möglich gewesen erspart und erwirthschafft
habe) theilß quittungen, theils greiffenclauische schuldtschein, in abschrifften
deren originalia ich in handten, EKM etc.
allerunderthenigst bittendt, wohlgedachter löbliche hoffcammer gemeßen anzubefehlen,
das sie mich zu khünfftiger meiner und der meinigen versicherung gegen einhändigung
der originalien gebräuchigermaßen quittieren, wie ingleichem die von mir gegebene
schein, wegen der zu meiner abraiß in empfang genombenen correspondenz geldter, item
für den Reniger, Panaiot unnd sprachknaben ebenfahls gegen einlifferung der original quittungen
diser bezahlten posten mir widerumb auß wexlen und ervolgen laßen sollen.
208
Underthenigste recommendation des
dr. Mezger etc. Zum beschluß khan
ich nit umbgehen EKM den Iohan Friderich Mezger beeder rechten doctorn allerunderthenigist
omni meliori modo zu recommendiern, als welcher nit allein bey gegenwertiger
internuntiatur mir treülich an die handt gestandten, bey allen tractation und
negotierungen sich befundten - 191r -
und auß
treugehorsambister devotion eines so gefährlichen weiten weegs auf der post
undterfangen, sondern auch schon hiebevor zweymahl nacher Offen, wohin EKM etc. mich vor
zweyen und vierthalb iahren wichtiger geschäfften halber geschickt mit mir geraist
und in aufsezung der relationen und andern verrichtungen mehr sich ieder zeit
williglich gebrauchen laßen, dannenhero durch dise und andere seine guete qualiteten
sich wohl meritiert gemacht, von EKM etc.
allergnedigst bedacht auch alß ein erbunderthan und deß zu Breysach gewesten stattschreibers
sohn, vor anderen befürdert zu werden.
209Über welches alles EKM
etc. zu der mit angehefften treugehorsambisten doch ohnmaßgeblichen guetachten
neülich übergebenen geheimben, ich auch gegenwertige allerunderthenigste relation
verfaßen und zu dero beharrlichen ksl. gnaden und hulden mich gehorsambist befehlen
sollen. Den allmächtigen Gott inbrünstig bittendt, EKM etc. durch seinen starckhen armb noch zu unnseren zeiten die
vätterliche gnad und seegen verleihen, damit sie in dise schöne länder und
königreich deroselben - 191v -
sigreiche waffen triumphierendt
einführen, von dem tyrannischen ioch des christlichen nammens erbfeindt glorwürdig
erretten, so dan dieselbe undter dem erwünschten schatten des großmächtigsten
römischen adlers, nach so villen unzahlbahren erlittenen trangsalen widerumb
erquickht, beschirmt und durch öesterreichische clemenz unnd milte, sanfftmüetiglich aller orthen
beherschet werden möchten.
210Amen
211 EKM
212Actum Wienn den 24. Octobris
213Anno 1649
214Allerundterthenigister gehorsambister
215 Ioh. Rudolff Schmidten
- 192r -- 192v -
- 193r -
- 193v -
- 194r -
- 194v -
216 24. Oct. 1649 Hier handelt es sich wahrscheinlich um eine nachträgliche Anmerkung mit Bleistift von unbekannter Hand.
217 Jahr 49 Hier handelt es sich wahrscheinlich um eine nachträgliche Anmerkung mit Bleistift von unbekannter Hand.